Jugendbeteiligung in Meschede: „Dialog ist ein guter Schutz für Demokratie“

Ungewöhnliches Bild in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Generationen, Bildung, Freizeit und Soziales: Gleich mehrere Jugendliche verfolgten die Debatten und Entscheidungen der Ausschussmitglieder - auf deren Stühlen sie in einigen Jahrzehnten vielleicht selbst einmal sitzen werden. Die jungen Menschen engagieren sich im Mescheder Jugendrat - Intiator Christopher König gab dem Gremium jetzt einen ersten Zwischenbericht zur neuen Jugendbeteiligung in der Kreis- und Hochschulstadt Meschede.
 
Hintergrund: Im Sommer hatte der Stadtrat ein Konzept beschlossen, um junge Menschen stärker an kommunalpolitischen Entscheidungen zu beteiligen. Im Mittelpunkt dabei: Die Einbindung aller 8. Schulklassen im Stadtgebiet. Und bereits jetzt scheint dabei etwas in Bewegung zu kommen, wie Sozialpädagoge Christopher König, der das Projekt betreut, den Ausschussmitgliedern berichtete.
 
So hat er in allen 8. Klassen sein Konzept des „8er-Rats“ vorgestellt – in drei Veranstaltungen mit insgesamt sieben Moderatorinnen und Moderatoren. 312 Schülerinnen und Schüler haben mitgemacht und einen Jugendrat gewählt, dem nun elf Mitglieder angehören – fünf von sechs weiterführenden Schulen in Meschede sind vertreten. In zwei Sitzungen hat der Jugendrat erste Themen erarbeitet, die angegangen werden sollen.
 
Eines davon: Die Sicherheit am Bahnhof und in dessen Umfeld. Und auch erste Ergebnisse gebe es bereits, wie Christopher König berichten konnte – und zwar in Form von „Walking Busses“; einer Art „Laufgemeinschaft“, wenn es zum Bahnhof geht. Zum Mobbing an Schulen – ein weiteres Thema, was die Jugendlichen beschäftigt – soll es einen Aktionstag geben. Ebenso wollen sich die jungen Menschen mit den Schulen selbst befassen – die Toiletten stehen dabei ebenso im Fokus wie Kaugummi- oder Handyverbot. Unter anderem weitere Themen: Eine Erweiterung des Bike-Parks oder auch Umwelt- und Artenschutz im Stadtgebiet – und natürlich auch die Freizeit-Angebote für junge Menschen.
 
Erste „Learnings“, wie es Christopher König formulierte: „Die jungen Menschen wollen sich beteiligen und Verantwortung übernehmen.“ Doch auch gesamtgesellschaftliche Tendenzen zeigten sich in dieser Altersgruppe - die Neigung zu mitunter vereinfachenden – und „rechtslastigen“ Tendenzen. Erfreulich aus Sicht des Sozialpädagogen: Sobald es ins Detail – quasi „ans Eingemachte“ – ging, habe man schnell festgestellt, dass platte Parolen nicht tragfähig sind. Dabei habe man keineswegs Diskussionen steuern müssen – Christopher König: „Dialog ist ein guter Schutz für die Demokratie.“
 
Eine weitere Erkenntnis: Damit junge Leute „politikfähig“ werden, benötigen sie „Übersetzer“ – quasi Anschlussstellen für den formalen Betrieb der Kommunalpolitik. Die Ausschussmitglieder haben hier schon ihre Bereitschaft erklärt, sich einzubringen – und auch schon an Sitzungen von 8er- und Jugendrat teilgenommen. Insgesamt vier Sitzungen des Jugendrates soll es im laufenden Schuljahr geben – und Aktionen wie möglicherweise eine Beteiligung an Frühjahrsputz, den Bau von Insektenhotels oder eben den Aktionstag gegen Mobbing.
 
Die Ausschussmitglieder signalisierten weitere Unterstützung für diesen Weg – persönlich, aber auch finanziell: Sollte es weiteren Finanzbedarf für Jugendbeteiligung oder Projekte geben, werde man – möglicherweise auch durch Fördermittel – nach Wegen suchen, um dies möglich zu machen.