Perspektiven und Ansätze für die Ganztagsschule der Zukunft

Wie sieht die Ganztagsschule der Zukunft aus? – Wenn es nach den Vorstellungen der Expertin Monika Söller geht, vor allem vernetzt, integrativ und an den Bedürfnissen der jungen Menschen orientiert. Jetzt stellte sie den Mitgliedern des Ausschusses für Bildung, Generationen, Freizeit und Soziales ihre Perspektiven für den Offenen Ganztag vor.
 
Hintergrund: Ab dem Jahr 2026 besteht für Eltern ein Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für ihr Kind. Neben Veränderungen in der Zahl der Ganztagsplätze müsse sich auch das Angebot als solches wandeln, forderte die Expertin. Rund 25 Prozent der Grundschulkinder im Stadtgebiet Meschede nutzen derzeit die „OGS“, informierte Fachbereichsleiterin Gisela Bartsch - zusammen mit anderen Betreuungsangeboten wie z.B. 13+ betrage die Betreuungsquote aber rund 50 Prozent.
 
Und der Bedarf werde wachsen, prognostizierte Monika Söller. Neben mehr Plätzen sei auch eine Flexibilisierung der Öffnungszeiten und eine Verbesserung der personellen sowie räumlichen Rahmenbedingungen notwendig. Ihr Vorschlag dazu: Aus einem additiven müsse ein integrierter Ganztag werden.
 
„Additiv“ – also aneinandergereiht – sei der Ganztag derzeit, weil er nach wie vor als reine Betreuung verstanden werde, die sich an die „eigentliche“ Schule anschließt. Auch räumlich und personell seien Schule und OGS häufig streng getrennt. Pädagogisch sinnvoller sei jedoch ein integrierter Ganztag, bei dem schulische und Betreuungsangebote miteinander verzahnt werden – pädagogisch, personell und auch räumlich. In einer Konzeptentwicklung müsse daher das Ganztagsprogramm rhythmisierter und kindgerechter gestaltet und auch Raumnutzungen verändert werden. Das Ziel: „Ein selbstverantwortetes und angewandtes Lernen“, so Monika Söller.
 
Ein konkreter Vorschlag dazu: Ein „Bezugstandem“ für Kinder, das gleichermaßen aus Lehr- wie OGS-Personal besteht und das gemeinsam ab dem späten Vormittag mit den Klassen arbeitet. Auch der Klassenraum müsse zu einem – multifunktionalen – Tagesraum verändert werden, in dem Schule und Betreuung einander abwechseln. „Clusterbildung“ ist der Fachbegriff dazu: Schule und Ganztag sollen stärker miteinander verbunden werden: Für Lehr- und Betreuungspersonal sollte es gemeinsame Teamräume und einen regelmäßigen Austausch geben; die räumliche Nutzung sollte sich an Funktionen und Aktivitäten sowie der dafür notwendigen Atmosphäre orientieren. Ein Unterrichtsraum zum Beispiel sollte auch die Möglichkeit für Gruppenaktivitäten und ebenso Rückzugsbereiche bieten. Monika Söller warb dafür, zunächst pädagogische Bedarfe zu formulieren, die sich dann in den jeweiligen Funktionsbereichen wiederfinden sollten.
 
Dabei müsse es keineswegs stets um teure Neubauten von Schulgebäuden geben, betonte Monika Söller: Auch in den Mescheder Schulen gebe es zahlreiche Veränderungsoptionen im Bestand – „Umorganisation bietet viele Möglichkeiten“, so die Expertin. Fachbereichsleiterin Gisela Bartsch wusste zu berichten, dass die Weiterentwicklung der Ganztagsangebote schon jetzt Thema an den Mescheder Grundschulen sei: „Es scheint überall Interesse da zu sein.“ „Lern-Tandems“ aus Schul- und Betreuungspersonal gebe es – in einem Pilotprojekt - bereits an der Marienschule. In diesem Zusammenhang würdigte Gisela Bartsch dabei die gute Zusammenarbeit zwischen dem Sozialwerk Sauerland als Träger des OGS-Angebotes und dem Schulpersonal in diesem Vorhaben.
 
Monika Söller regte an, ein Konzept für den künftigen Ganztag zu erarbeiten. Basierend auf einer Bestandsanalyse zu pädagogischem Konzept und aktuellen Raum- sowie Flächennutzungen und dem Abgleich des aktuellen Referenzrahmens könnten Ansätze für den schulischen Ganztag der Zukunft entstehen.