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Freiheit und die neue Treppe am Pausenhof
Ein 6-jähriges Mädchen noch unten vor der neuen Treppe: „Ich zähle die Stufen!“ - „Woher weißt Du denn, dass das Stufen sind?“ - „Das sieht doch jeder.“ Auch das gemeinsame Hinsehen ist Freiheit.
Ein 10-jähriger Junge: „Die Treppe bin ich jetzt zehnmal 'rauf und 'runter gelaufen!“ - „Warum in beide Richtungen?“ - „Ist doch egal!“ - Signal für Freiheit.
Jemand geht die Treppe hinauf. „Ich gehe in die Kirche. An ihrem Eingang fasziniert mich der Türgriff. Der ist ein Zeichen für Jesus Christus!“ - „Ein Willkommensgruß?“ - „Für mich: ja.“ - Freiheit zur Kirche.
Jemand geht nicht die Treppe hinauf. „Ich gehe seitwärts 'rein. Der Haupteingang ist zu. Der ist nur offen, wenn die Kirche Gottesdienst feiert für alle.“ - Grenzen für Freiheit.
Jemand geht seitwärts in die Kirche. „Als ich jung war, musste ich durch die Mitte.“ Reife ein Zeichen für Freiheit...
Jemand geht die Treppe hinauf. Er macht eine Pause. „Ich denke gerade an die unendlich zahllosen Freienohler, die hier 'rauf und 'runter gegangen sind.“ Erinnerung = Denken = Freiheit.
Zwei bleiben erst unten, dann oben stehen.
Der eine: „ Ich denke an die Schulkinder, an die Jungen und Mädchen, an die Lehrer und Lehrerinnen, an die Ratsherren und Amtsherren, die früher hier links in die Ratsstube, in die Alte Schule gegangen sind.“ - Freiheit ist Lernstoff und Freiheit macht Politik möglich.
Der andere: „Und ich denke an die, die hier rechts in die Domschänke gegangen sind, - mit ihren guten und seltsamen Gefühlen und Gedanken, - mit viel und mit wenig Geld.“ - Nicht immer ganz und gar Freiheit.
„Ich denke an die zahllosen Prozessionen mit dem Allerheiligsten in Freienohl unterwegs: an Fronleichnam, zur Küppel-Prozession, Urbanus-Prozession, Bergmecke-Kreuzweg.“ - Ordnung ist auch Freiheit.
„Ich denke an die Hochzeitspaare mit ihren Eltern, Freunden... Ich denke an die Trauer-Familien und Freunde... An die Erstkommunionkinder, die immer wieder in die Kirche gegangen sind... Und ich denke an die, die nicht mehr wieder gekommen sind...“ - Vielfältige Zeichen für Freiheit.
„Ich denke an diejenigen, für die die Kirche zu ist, auch wenn sie offen ist.“ - Nicht immer ist Freiheit zu verstehen.
Aktenkundig ist diese Art Freiheit: Am 15. Juni 1866 wird „zum nördlichen Eingang der Kirche eine neue Treppe beschafft für den Herrn Pfarrer“. Im alten Kirchenschiff, - die jetzige Kirche gab es so noch nicht -, war unter dem zweiten Fenster links ein Eingang. - Freiheit hat mehrere Gesichter.
Bei unserer neuen Treppe mit 3 – 3 – 3 - 5 Stufen an die uralte Zahlen-Symbolik zu erinnern, das ist wohl sehr weit hergeholt und war bestimmt kein Baustein der meisterhaften Bauherren gewesen. Doch zur Freiheit des Denkens gehört menschlicher Einfallsreichtum: Hier an dieser Stelle möglich: Zur Zahl Drei: Aller guten Dinge sind drei! - Qualifiziertes menschliches Können besteht aus Glaube, Hoffnung, Liebe. - Weg-Ziel für Christen ist die Dreieinigkeit Gottes. - Zur Zahl Fünf: Auf jeder der zwei Tafeln des Gesetzes für den Alten und Neuen Bund stehen fünf Gebote. - Für Christen zeigt das Kreuz 5 Punkte: die Mitte und 4 Ecken. - Religionsfreiheit gehört im Abendland, in Europa, in Deutschland zur Freiheit.
Die neue Treppe ist ein souveränes Zeichen, Symbol am Freiheitsplatz für unsere Freiheit Freienohl!
Heinrich Pasternak
November 2016