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Cousolre-Platz oder Freiheitsplatz oder?
Erst Diskussion, dann Plädoyer, dann Entscheidung der offiziellen Politiker.
Diskussion ist kein Geplauder, kein Geschwater, sondern korrekte Praxis des Harvard-Prinzips. Nämlich: 1. Sachbezogen diskutieren: Mensch und Problem werden getrennt. Nicht auf das Gegenüber einschießen, sondern auf das Ziel konzentrieren. 2. Interessen abwägen: „Warum“-Fragen machen die unterschiedlichen Positionen bewusst. 3. Optionen suchen: Lösungsmöglichkeiten sammeln. 4. Beweise erbringen: Objektive Kriterien. (Heutzutage normaler „Schulstoff“; dazu Internet: Marcus Knill: Argumentationstechniken)
Informationen, Vorschläge
Zunächst aufgelistet:
Pausenhof, Antonette Bause-Platz, Franz Göckeler-Platz, Carl Richard Montag-Platz, Cousolre-Platz, Freiheitsplatz.
Etwas entfaltet:
Pausenhof
Der gesamte neue Platz an der Stelle der Alten Schule (1852 – 1956) und der Domschänke (mit einigen noch älteren und neueren Namen). Den Platz der Alten Schule Pausenhof zu nennen, ist historisch, schulpädagogisch, auch mithilfe politischer Meinungs-Steuerung (die Fotos in Zeitschrift „Sauerland“, 3 / September 2015, S. 118 – 120) nicht korrekt. 1. Für die Schulkinder war ihr Pausenhof der Kirchhof: für die Jungen (damals Knaben genannt) rechts von der Kirche; sie durften auch nicht hinten ganz rechts die Treppe hinabsteigen; von einem Lehrer ist aktenkundig: „Von der anderen Seite her waren auch mal Mädchen da, aber die haben nur miteinander gekichert“. Für die Mädchen war ihr Pausenhof links von der Kirche; sie durften sich nicht am Seiten-Gitter zur Hauptstraße hin (damsls Provinzialstraße, dann Adolf Hitler-Straße, dann Von Steuben-Straße festhalten; damals reichte die Mauer direkt bis zur Straße, sie war nicht – wie heutzutage – unterbrochen). Eine Vorschrift erwähnt nicht die Kleider, Röcke der Mädchen, auch nicht die Fußgänger unten, sondern die ab und zu stattgefundenen „Circus-Veranstaltungen und Lustbarkeiten“ auf der Straße (1882, Akte 1172); knapp 20 Jahre später hat der Local-Schul-Inspector, der Pastor auch den Frauen „gepredigt“. - 2. Die schule war kein Pausenhof: Bekannt sind diese beiden Sprüche: „Non vitae sed scholae discimus – Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir!“ Diesen Spruch schreibt der römische Philosoph, Schriftsteller und Politiker Seneca an seinen Freund Lucull. Das ist schon lange her: - 65 n. Chr. Irgendwann wurde der Spruch umgedreht. - 3. Ehemalige Schüler der Alten Schule erinnern sich noch – heutzutage schmunzelnd – an die vom Lehrer blitzschnell aus seinem Ärmel herausgezogene Rute zum strafenden Fingerschlag. - 4. Auch die Domschänke gehört nicht zum Pausenhof. Hier wurde nicht nur nach dem „Hochamt“, - da „gingen die Männer zur Kirche“ -, 1, 2, 3 Bier getrunken oder abends nach der Arbeit, sondern sie war auch ein Treffpunkt orts-politischer Bedeutsamkeit! Ein Beleg aus den Sitzungs-Protokollen der Gemeinde Freienohl (Akte 1376, Archiv Freienohl, Stadtarchiv Meschede in Grevenstein): Am 9. Februar 1902: „In der heute auf 3 Uhr nachmittags im Lokal des Gastwirts Kerstholt anberaumten Sitzung der vereinigten Vertretungen der hiesigen politischen Gemeinde und Schulgemeinde, zu welcher die Mitglieder der eingeladenen Vertretungen in beschlussfähiger Anzahl erscheinen wollen, und über die Trennung der Küsterstelle von der ersten Lehrerstelle hierselbst, wurde folgendes beschlossen: 1.) Zum Vorsitzenden der Versammlung wird der stellvertretende Amtmann Hohmann gewählt. 2.) Die Trennung der Küsterstelle von der ersten Lehrerstelle hierselbst wird einstimmig beschlossen und zum Zweck der Beschaffung der nötigen Unterlagen für die ver...(nicht korrekt lesbar) Gemeindesitzung eine besondere Kommission gewählt, in welcher wenigstens 2 Mitglieder der einzelnen Vertretungen vertreten sein sollen. In die Kommission wurde gewählt: a) von der politischen Gemeindevertretung: aa) Bauunternehmer Kehsler, bb) Gastwirt Tönne; b) von dem Kirchenvorstand: aa) Kaufmann Helnerus, bb) Landwirt Kückenhoff; c) von dem Schulvorstand: aa) Gastwirt Kerstholt (von der Domschänke), bb) stellvetretender Amtmann Hohmann; zugleich als Vorsitzender der Kommission: Hohmann. - Anwesend sind unter dem Verfolg (korrekt abgeschrieben) des stellvertretenden Amtmanns Hohmann: 1.) Von der Gemeindevertretung: a) Kehsler, Gemeinde-Vertreter, b) Kückenhoff, Gemeinde-Vertreter; ferner die Gemeinde-Vertreter: c) Tönne, d) Kerstholt, e) Flinkerbusch, f) Neise, g) Altenwerth; 2.) von dem Schulvorstand: a) Schulvorstand Kerstholt, b) Schulvorstand Korte; 3.) von der Vertretung Kirchengemeinde-Vorstand; a) Helnerus, Kirchenvorstand, und b) Kückenhoff, c) Heinrich Rocholl (mit Vorname), d) Albers, e) Röther. - 5. Im Jahr 2016 konnte wohl kaum gesehen, festgestellt werden, - auch bei schönstem Wetter nicht -, dass Freienohler, genauer: die Freienohler, den schon fertig gestellten Platz als ihren Pausenplatz benutzt haben.
Antonette Bause-Platz
Dieser Name kann allzu sehr auf eine Person, auf eine Berufsgruppe bezogen sein; also ein durchaus möglicher Einwand. - Selbstverständlich war Antonette Bause eine gewiss vorbildliche Frau und Lehrerin. Ein ausführlicher Text steht in: freienohler.de / Geschichte / Personen / Einzelpersonen: Eine ganz besondere Lehrerin. - Hier eine Kurzfassung:
Bis jetzt existiert nur EIN Frauen-Straßen-Name bei ZWANZIG Männer-Straßen-Namen bei uns in Freienohl! EIN Frauen-Straßen-Name hat, hätte Platz!
Antonette Bause ist die ZWEITE FRAU, nach der in Freienohl ein öffentlicher Platz benannt wird. Christine Koch hatte als ERSTE FRAU einen Straßen-Namen verdient. Antonette Bause ist die erste Lehrerin der 1836 ganz neu eingeführten MÄDCHEN-SCHULE im ganz alten Rathaus in Freienohl.
Antonette Bause ist die zweite bekannte Frau und die erste Lehrerin, die zur SCHÜTZEN-KÖNIGIN erwählt wurde und zwar 1857 vom Schützen-Hauptmann und Schützen-König Bauunternehmer Maurermeister Franz Göckeler. Er hatte über Jahre erfahren, dass sie mit Freienohlern und ihren Kindern zusammen leben und lernen konnte.
Antonette Bause hat 1873 nach 36 Dienstjahren als Lehrerin in Freienohl eine STIFTUNG für arme Freienohler Schulkinder hinterlassen, die bis 1907 reichte.
Mit dem Namen Antonette Bause Platz braucht keine Haus-Nummer geändert werden. -Kein anderer FRAUEN-Name passt besser an diese Stelle in unserer Freiheit Freienohl! Mehr weiß freienohler.de : Die Freienohler Schulen von 1716 bis 1966 / Geschichtliches rund um unsere alte Schule. - Aber vielleicht ist der Name Antonette Bause-Platz für die Erinnerung doch nicht so zukunftsoffen, denn eine Lehrerin als Schützenkönigin?
Franz Göckeler-Platz
Franz Göckeler gehört nicht zu den Politikern wie der zahlreichen Freienohler Männer-Straßen-Namen, sondern wegen seiner beruflichen Leistungen in Freienohl. Hier war er DER Maurermeister, DER Bauunternehmer (Alte Schule, viele Wohnhäuser, Planung von Straßen-Instandsetzungen), Schützen-Hauptmann, Schützen-König, Ehemann, Familienvater mehrerer Kinder... Einzelheiten bei freienohler.de zu Antonette Bause und Alte Schule und jetziges Altes Amtshaus. - Ein paar Daten: Franz Göckeler: geb. 26.09.1826; sein Beiname: Thrinen; gest. 10.9.1897; Alte Haus-Nr. 107 a (Chausseestraße / Hauptstraße). Erste Heirat: am 16.5.1854 mit Christine Tönne: geb. 5.1.1831; gest. 24.4.1866; eine Tochter: auch Christine: geb. 5.2.1866; gest. 8.4.1866 (2 Monate junges Baby; seine Mutter starb 16 Tage später, in der Freienohler Sterbeliste ist keine Ursache angegeben; im Jahr 1866 gab es 25 Verstorbene, davon 11 Kinder. Zweite Heirat: am 24.8.1867 mit Maria Catharina Margaretha Franzes aus Niederberge: geb. etwa 1813; gest.24.4.1882. Kinder aus dieser 2. Ehe: Sohn: geb. 7.2.1869, gest. 7.2.1869, namenlos, weil nicht getauft; Gertrud: geb. 23.2.1870, gest. 21.4.1870. Viele Lebenserfahrung hat diese Familie, dieser Maurermeister und Schützenhauptmann! Für die Namen-Gebung dieses Platzes ist sehr wertvoll: die Familie Göckeler, - auch unabhängig von diesem Franz -, ist seit 1691 in Freienohl aktenkundig, ein Jodokus als Trauzeuge. Wer wird schon zum Trauzeugen gewählt? Und seit sicher 150 Jahren – schon Erbgut! - ist die Familie Göckeler jeder Zeit mit allen Körper- und Geistes-Kräften engagiert um das „gegenständliche“ und häusliche Wohl in und um Freienohl in der Feuerwehr.
Carl Richard Montag-Platz
Bei diesem Namen gebietet mehr als die Höflichkeit das Aufschlagen im Internet. Dabei ist nicht zu übersehen: Stiftungen Urbane Räume. Und Freienohler wissen um den Förderverein Freienohl. Nach seiner Himmelfahrt finden Freienohler bestimmt einen Gedenk- besser: Dank- Platz.
Nun zum ganz neuen Vorschlag:
Cousolre-Platz
Eine Cousolre-Straße gibt es zwar in Freienohl, aber der Straßen-Name hat in Freienohl, für Freienohler noch nicht ausgereicht für die Erinnerung, für das soziale Gedächtnis. Erinnerung ist ein komplexes Geschehen. Entfaltet kann das hier nicht werden. Ein paar Bausteine müssen hier ausreichen für diese Qualität: Die Identität des Menschen besteht aus Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Also: hier kurzgefasst, was ausführlich steht in freienohler.de : Freienohl : Rund um Freienohl : Wissenswertes und Interessantes.
Notwendig, Not wendend war nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) und dem nationalsozialistsischen und narzisstischen Machtmissbrauch der Aufbau und Ausbau von Völker-Freundschaft. Konkret auch mit Frankreich. Die 1965 begonnenen freundschaftlichen Beziehungen mit der Stadt Cousolre erreichten einen Höhepunkt am 13. April 1974 mit dem Partnerschafts-Vertrag zwischen unserer Freiheit Freienohl und – der gar nicht so weit entfernten – Stadt Ville de Cousolre. Jahr für Jahr praktizieren die verschiedenen Freienohler Vereine die begonnene Freundschaft mit dem Vorsitzenden unseres Cousolre-Kommitees Paul Ernst Altenwerth. Ein weiterer und zukünftig immer sichtbarer Höhepunkt unserer Freienohler Identität kann in unserer Mitte sein der Cousolre-Platz. Dieser Name zeigt für alle Freienohler immer sehr deutlich und gerade jetzt: Wir kümmern uns konkret um Europa!
Freiheitsplatz
Ein ziemlich freiheitliches Palaver ist da bei Seppl in seinen „Vier Jahreszeiten“ zu hören. Da schwatern miteinander, durcheinander, ganz frei: der Hüne vom Küppel und ein paar Freienohler: „Die Neujahrsansprache 2017 von Angela Merkel passt einfach genau zum Freiheitsplatz!“ - „Ja. Ich zitiere: Wir sind frei, mitmenschlich, offen!“ - „Und jetzt brauchst du nur zu googeln: Freiheit Zitate“ - „Du hast gar keine Zeit, die über 100 Zitate zu lesen!“ - „Klar, ich will ja auch 'was tun: mitmenschlich sein.“ - „Wer sagt denn eindeutig, was mitmenschlich ist?“ - „Da bin ich ganz offen.“ - „Du redest wie ein Greenhorn!“ - „Wieso? Ich gehe auf jeden Menschen zu.“ - „Das ist aber eine Milchmädchenrechnung!“ - „Kurz die Story, eigentlich ein Gedicht: Das Milchmädchen Margit Perette will auf dem Markt seine Milch verkaufen. Auf ihrem Kopf trägt sie den Milchtopf. Lustig und locker träumt sie und plant: Mit dem Geld kauft sie Hühner, dann von den Eiern ein Schwein, später eine Kuh, zum Schluss einen eigenen Bauernhof. Und aus lauter Spaß und Freude stolpert sie. Die Milch ist verschüttet. Der Traum ist vernichtet.“ - „Genau. Milchmädchenrechnung.“ - „Auf Hochdeutsch: Fehlkalkulation.“ - „Naive Argumentation.“ - Der Hüne vom Küppel: „Rechnen nur mit den Fingern der eigenen Hand.“ - „Sauerländer sagen jetzt: Woll!“ - „Und wie kommen wir jetzt zum Freiheitsplatz?“ - „Nicht mit Margit Perette von La Fontaine, sondern mit Marguerite Porete mit ihrer Mystik der Freiheit: Der Spiegel der einfachen Seelen.“ - „Bekanntlich wurde sie am 1. Juni 1310 mitten in Paris mit diesem Buch in der Hand bei lebendigem Leib öffentlich verbrannt.“ - „Zum Glück gab es schon Abschriften. Nur ein sehr kurzes Zitat: Der Fernnahe macht der Demut den Weg frei.“ (S. 144) - „Der „Fernnahe“ meint Gott, das und alle die anderen Wörter werden auf 210 Seiten erklärt.“ - „Da geht man wohl vom Freiheitsplatz direkt in die Kirche, in Ruhe, um alles zu verstehen.“ - „Genau, egal, ob evangelisch oder katholisch. Damals gab es diese Unterscheidung noch nicht.“ - „Diese Marguerite Porete war mit dem berühmten Meister Eckhart befreundet?“ - „Selbstverständlich. Vielleicht hatte der den Vorteil, dass er ein Mann war und Dominikaner. Denn Marguerite war eine alleinstehende, ledige Frau.“ - „Bleibt Ihr mal eben sitzen. Mein Beitrag ist etwas länger. Dieser Meister Eckhart lehrt den für das junge Europa auch politisch bedeutsamen Impuls: Freiheit in der Universität Paris als Theologie- und Philosophie-Professor, auch in Köln und Erfurt; er war Ordens-Oberer der Dominikaner auf verschiedenen Ebenen, u.a. Gründer eines Dominikaner-Klosters in Dortmund (Propsteihof und Kirche). Spiritual, theologischer Leiter für Frauen-Klöster; und auch Marktplatz-Prediger.“ - „Jetzt ein für unseren Freiheitsplatz gewichtiges Zitat aus einer seiner Predigten: Viele einfache Leute sind edler als große Gelehrte, die meinen, Gott und die Welt zu erkennen. Dem kann ich nur zustimmen, denn zum Erkennen Gottes bedarf es nicht der Gelehrsamkeit, sondern der Freiheit....Die vernünftige Seele des einfachen Menschen ist von Natur aus eine grenzenlos offene Möglichkeit … In dieser grenzenlosen Freiheit ist die Seele das Spiegelbild Gottes. Der Freiheit nach sind sich Gott und die Seele gleich. Das ungeschaffene Licht – Gott - scheint in die Offenheit der Seele hinein, spiegelt sich in ihr wieder und gibt den Blick frei über sich hinaus ins Unendliche...“ - „Was diese Beiden, Marguerite Porete und Meister Eckhart, hier über die Freiheit sagen, ist mehr als eine schöne spirituelle Sonntagspredigt.“ - „Ich geh' mal hinein in die Kirche, um die Zitate zu verdauen.“ - „Und ich meine, wir setzen uns hier auf dem Freiheitsplatz zusammen und diskutieren miteinander über das Freiheits-Konzept Europas.“ - „Okay. Freie Kommunikation unter Freunden wie damals hier in der Domschänke.“ - Der Hüne vom Küppel: „Ich fange mal so an: Gut 50 Jahre nach dem Feuertod von Marguerite Porete, gut 30 Jahre nach dem Tod von Meister Eckhart – 1327 -, da wurde am 22. Februar 1364 unser Freienohl zur Freiheit erhoben!“
Heinrich Pasternak
Februar 2017