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Einweihung des Küppelturms am 5. Juni 1932
Fünf Impressionen plus Motivationen für sein Ehren-Wort: „Wahrzeichen“
Die erste Impression plus Motivation: Der vom SGV-Schriftführer Lehrer Demmel handschriftlich überlieferte Bericht wohl kurz nach der Einweihung. Der Sprach-Stil zeigt auch die Gefühlsatmosphäre um 1932.
Einweihung des Küppelturms und Feier des 40.jährigen Bestehens unserer SGV-Abteilung Freienohl
Flaggenschmuck kündet den Jubeltag unserer Abteilung. Um die Mittagszeit herrschte reges Leben auf den Wegen zum Küppel, der ganze Ort nimmt Anteil an unsrer Feier. In Scharen sind die auswärtigen SGV’er herbeigeeilt. Schlecht-Wetterlage am frühen Morgen hatte sie von der Sternwanderung des Bezirks „Mittel-Ruhe“ mit dem Ziel „Küppel-Freienohl“ nicht abhalten können. Die letzten SGV-Gäste brachten die 1 Uhr Züge. Vom Sammelpunkt Wirtschaft w. Siepe begann der gemeinsame Aufstieg zum Küppel von der S W Seite. Der zweite Küppelweg mit seinen schönen Ausblicken auf Freienohls herrliche Lage und Umgebung ließ manchen Fremden erstaunen. An der Wegkreuzung Hindenburg-Pfad stockte der Aufmarsch vor einem Hindernis, das böse Berggeister ob der Störung ihres Friedens durch die große Menschenmenge errichtet hatten. Auf das Zauberwort des Abteilungsleiters machten fünf sehr gutmütige Wichtelmännlein den Weg wieder frei und führten den Zug bei zur Bergspitze, von wo schon der Musikverein „Posaunenchor“ Wald- und Wanderlieder und flotte Märsche erschallen ließ. Da gab’s ein Staunen und Verwundern, als man nun zu Füßen des 21 Meter hohen Turms stand. „Der ist fachmännisch errichtet!“ Und wie die Ausrufe des Staunens alle lauteten! Ja, Meister Josef Korte mit all‘ den fleißigen Zimmerern hatte gute Arbeit geleistet. Bornemann, Hüster Becker, Mester, Neise, Korte Franz. Unsere Fuhrleute, - sämtliche Pferdebesitzer hatten uneigennützig bei Anfuhr des Materials übernommen -, muss Anerkennung gezollt werden ob der großen Mühe, die der schlechte, steile Anfuhrweg hinterm Küppel verursachte. Wuchtig klingen die Chöre und Lieder der beiden hiesigen Gesangsvereine im grünen Waldesdom. Die Einweihungsfeier hat begonnen. Meisterhaft vorgetragene Gedichte („Am Opferstein“ aus Webers „Dreizehnlinden“) gaben schönen, passenden Rahmen für die Weiherede des Herrn Lehrers Kroh. Künder von der Geschichte des Waldes zu unserer Vorfahrenzeit, von Heimatliebe und Heimattreue, von Naturverbundenheit und frohem Wandertum. Der Bezirksvorsitzende Studienrat Menne (Arnsberg) übermittelt die Grüße und Glückwünsche des Bezirks- und Hauptvorstandes. Dem Werk zollt er uneingeschränktes Lob. Dreifach sei der Zweck des Turmes: die Naturverbundenheit zu stärken, durch seinen Ausblick zum Wandern anzuregen und kommenden Geschlechtern ein Wahrzeichen zu sein von Väter-Art und Väterr-Sitte. – Der Turm wird nun freigegeben. Keiner will zurückstehen. Unaufhörlich führt’s hinauf und hinunter, um Ausschau zu halten über die Baumwipfel hinweg. Die Feuerwehr sorgt für Ordnung und Sicherheit. – So grüßt denn nun der Girlanden geschmückte Turm mit seinem rotweißen Wimpel hinab ins Tal und sieht herab auf ein mächtiges Menschen-Gewoge, auf den Lagerplatz zu seinen Füßen. Eine solche große Schar, 500 bis 600 Menschen mag der Küppel wohl noch nicht auf seiner Spitze versammelt gesehen haben. – Bei Musik und Lied entwickelt sich ein frohes Lagerleben. Hellmanns Schänke und Metzgermeisters E. Neises Würstchen und Brötchen stillen der Leiber Bedürfnisse. - 16.15 Abstieg vom Küppel. Vom Sammelpunkt an der alten Holzbrücke beim Schützenhof geht‘s in geschlossenem Zuge unter Vorantritt der Musikkapelle zum Festlokal Hellmann. Bei frischem, grünem Saalschmuck laden die weißgedeckten Tische ein zu gemütlichem Zusammensein. Bald ist kein freies Plätzchen mehr zu finden, eine solch stattliche SGV-Familie hat sich eingefunden. Guter Kaffee und reichlich Kuchen bester Art lassen Erquickung und Stärkung finden. - Nun findet das Programm seine Fortsetzung. Der Abteilungs-Vorsitzende Herr Kerstholt entbietet den Gästen und allen Erschienen ein herzliches Willkommen. Freudigen Stolzes erfüllt er dabei die Pflicht der Ehrung der erschienenen Jubilare für ihre langjährige Treue und Mitarbeit im SGV, nachdem diese schon am Vormittag durch Herrn D. Hatzig durch Überreichung der Ehrennadel und des Handschreibens des Hauptvorstandes geehrt waren. - Der Hauptvorstand hatte Herrn Geschäftsführer Schult zur Feier entsandt. Mit herzlichen Worten überbrachte dieser die Grüße und Glückwünsche des Gesamt-SGV zum Jubiläum und zur Errichtung des Küppelturms. Gern stellte er der Abteilung Freienohl und vor allem ihrem rührigen, verdienten Führer Herrn W. Kerstholt das Zeugnis aus, eine der eifrigsten Abteilungen im SGV zu sein. Dieses Lob des Geschäftsführers im SGV fand lebhaften und einmütigen Widerhall und Beifall bei allen, besonders aber den Freienohler SGV’ern. Diese wissen ja am besten, dass der Ruhm der Abteilung einzig ihrem Vorsitzenden zu verdanken ist, der in hohem Idealismus und regster Arbeitsamkeit den Ausabu des Wegenetzes gefördert und die Errichtung des Küppelturms betrieben hat. – Im Namen der Jubilare dankte Herr C. Kehsler für die Ehrung der ihnen zuteil geworden sei. Gern entsinne er sich noch der Stunden der Gründerzeit, wie sie mit dem SGV-Gründer Forstrat Ehmsen zusammengearbeitet hätten. - Und dann kam eine Fülle von Ansprachen der erschienen Abteilung: Berge, Arnsberg, Hüsten, Neheim, Oeventrop, Meschede, Eslohe, die alle ihre Glückwünsche darbrachten und ihre Bewunderung aussprachen über alles, was ihnen in Freienohl geboten worden sei. Gern wollten sie ihre daheim gebliebenen SGV-Brüder und Schwestern aufmerksam machen auf Freienohl mit seiner schönen Umgebung und selber noch öfter hier frohe Einkehr halten. - Bei frohem und flottem Wechsel von Gesang, Musik, Reigen und Vorträgen entschwanden die Stunden gar zu schnell. Nach dem Abzug der meisten, auswärtigen Gäste vereinte froher Tanz die Freienohler noch in Gemütlichkeit, nachdem zuvor Herr Kerstholt nochmals allen Mitarbeitern am guten Gelingen des Werkes und des Festes innigsten Dank gesagt hatte. - Der Vorsitzende: Am… Der Schriftführer: Demmel Freienohl, am 22. Juli 1932 : Vorstandssitzung im Gasthof Hellmann, 20.30 Uhr. - Die Kassenlage bezüglich Küppelturm wird besprochen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 780,11 Reichs Mark. Davon sind durch Sammlung schon gedeckt 665,-- RM. Einige gezeichnete Beiträge sind noch zu erwarten. Mit diesen und den laut General-Versammlungsbeschluss vom 29.3.1930 geschaffenen Baufonds sind die Kosten gedeckt. Die eingegangene Rechnung wurde besprochen und anerkannt.
Die zweite Impression plus Motivation bietet die Abschrift der Festfolge. Die Feier des 40-jährigen Bestehens der Abteilung Freienol des SGV am 5. Juni 1932 Hier wird bei der Abschrift auf die Nummerierung verzichtet, Einweihung des Küppelturms: 13 Uhr: Empfang der auswärtigen Teilnehmer und Sammlung an der Wirtschaft Siepe (Bahnhofstraße). - 13 ½ Uhr: Aufstieg zum Küppel (Auf dem Wege Überraschungen). - Auf dem Küppel: „Küppelturm-Marsch“ (Musikstück) - „Westfalenart“ (Diederichs) - Chorlied mit Musikbegleitung: Gesangverein „Liedertafel“, Gesangverein „ Cäcilia“, „Musikverein Freienohl“ - „An der Opferstätte“ aus Friedrich Wilhelm Webers „Dreizehnlinden“ - Weiherede : Lehrer Franz Kroh - Liedervorträge, gemeinschaftlich: „Liedertafel“ und „Cäcilia“ - Liedervortrag: „Vam haugen köppel wänket“ - Musikvortrag - Gemeinschaftliches Lied: „Dort wo die Ruhr mit schön gewund’nen Bogen“ - „Liedertafel“: „Genügen in der Heimat“ : Haselhoff - „Cäcila“ : „Der frohe Wandersmann“ - 16 Uhr: Rückmarsch im geschlossenen Zuge mit Musik. - Saalfeier mit gemeinschaftlichen Kaffee - Musikvortrag - Gemeinschaftliches Lied: „Meine Heimat will ich preisen“ - Vorspruch - „Liedertafel“: „Mein Sauerland“ Lamann - Begrüßungsansprache mit Ehrung der Jubilare - „Cäcilia“: „Ewig liebe Heimat“ Gersdorff - Musikstück - Theater-Verein: „De Pottkrämer“ Friedrich Wilhelm Grimme - Gemeinschaftliches Lied: „O, wie lieblich ist im…“ - Tanzgruppe: Volkstanz „Gestländer Quadrille“ - „Liedertafel“: „An mein Vaterland“ - Theater-Verein: „Brüggemanns Wilm“ Friedrich Wilhelm Grimme - Theater-Verein: „Der Köster un de Kurfürste“ Friedrich Wilhelm Grimme - „Cäcilia“: „Spinn, Mäkslken, spinn“ - Tanzgruppe: „Frühlingsreigen“ - Freie Fortsetzung.
Die dritte Impression plus Motivation: „Einweihung des Küppelturmes bei Freienohl“ von Lehrer Franz Kroh in „Sauerländischer Gebirgsbote“, 1932, 5. Juni, Seite 89. – Am Schluss sind extra ergänzt historische Korrekturen. Die gehen nicht zu Lasten von Franz Kroh. Nach 1932 wurde die Geschichte Freienohls weiter durchforscht, hier vor allem von Franz Kessler in „Kreuz statt Hakenkreuz“, Bearbeitet von Dr. Günter Cronau, Arnsberg, 2002.
An einer der schönsten Stellen des Ruhrtales, versteckt zwischen hoch aufgetürmten Bergen, die dem Fluss nur schmalen Durchlass gewähren, liegt das Dörfchen Freienohl. Wer im fauchenden Dampfwagen dies Stückchen Erde durchreist, wird es kaum bemerken, welche Reize die Natur hier darbietet. Zieht sich doch der Schienenweg bei Freienohl durch zwei lange Tunnels, von denen der eine genau unter dem Dorfe verläuft. - Von beiden Seiten drängen die Berge nahe an das Ufer des Flusses. Der allmähliche Abfall des Stückelhahns auf der linken Seite bietet zur linken Seite genügend Raum. Wasser, Wiese und Wald boten den ersten Anreiz zur menschlichen Niederlassung, die wahrscheinlich schon in germanischer Zeit erfolgte. Der Name Freienohl bedeutet freie Wiese. Auf freiem Grunde, im Ohl (einer noch heute hier üblichen Bezeichnung für den Wiesengrund in der Nähe der Ruhrbrücke), lagen die ersten Höfe der freien Bewohner. Die zwei ältesten Siedlungen waren im Schultenohl und im Langenohl.. Der Haupthof im Schultenohl lag östlich der heutigen Hügelstraße am Schultenhügel. Die Grundstücke im Langenohl lagen zwischen Widshausen und dem oberen (westlichen) Freienohl. Der Schultenhof wurde der Ausgangspunkt der geschlossenen Ortssiedlung. Die Geschichte Freienohls ist eng verknüpft mit dem nahe gelegenen Arnsberg. Graf Gottfried IV., der letzte Graf von Arnsberg, erhob 1364 das Dorf zur Freiheit und gab ihr Lippisches Recht wie der Stadt Eversberg, ohne die Pflicht der Befestigung. - Die Seelsorge lag in frühester Zeit in den Händen eines Vikars, der dem Pfarrer in Calle unterstand. Das erste Gotteshaus war eine dem Hl. Nikolaus geweihte Kapelle auf dem Schultenhofe in der Nähe des heutigen Pastorats. Außerdem befand sich auf dem Grundstück des Langenhofes ein Kloster Unserer Lieben Frau. „Der andächtigen Süstern Betthuß“ (vgl. Höynck, Geschichte der Pfarreien des Dekanates). Aus diesem erstand wahrscheinlich die spätere Pfarrkirche, der verschiedene Rechte und Besitzungen der St. Nikolausgemeinde übertragen wurden (vgl. F. Kessler, Abg.: Ein Sonderfall weiblicher Vormundschaft im Zeitalter Reformation. Heimatborn 8. Jahrg. Nr. 1 – 4). Im Jahre 1750 wurde sie von Grund aus erneuert und in den 90-ger Jahren des vorigen Jahrhunderts (1892!) durch ein Querschiff erweitert. Ein beachtenswertes Kunstwerk ist der handgeschmiedete Altar. Zu Beginn des vorigen Jahres erhielt die Pfarrkirche durch künstlerische Neuausmalung und die Anlage eines neuen Kreuzweges (Heinrich Repke Kreuzweg, Wiedenbrück) eine stimmungsvolle würdige Innenausstattung. - Ein unvergesslicher Anblick bietet sich dem Beschauer vom Stückelhahn aus über Dorf und Fluss hinweg zum gegenüber liegenden 420 Meter hohen Küppel. Fast senkrecht steht die Bergwand unmittelbar vom Flussufer aus 200 m hoch empor. Dichter Laub- und Nadelwald deckt die steilen Hänge. Die SGV-Abteilung Freienohl in Verbindung mit der politischen Gemeinde hat durch Anlage zahlreicher guter Wege den Wanderern und Spaziergängern die Wälder zugänglich gemacht. - Von Ruhebänken aus, zwischen Lichtungen hindurch, hat man herrliche Ausblicke besonders auf das malerisch gelegene Dorf. Die Verbindung zwischen Ort und unserem Küppelweg wird durch eine selten schöne alte Holzbrücke geschaffen (Langelbrücke). Am Südfuß des Küppels entlang führt ein Fußweg durch die Bremke auf die Wennemer-Höhe und zum Enster Knick (2 Std.), wo bei einem Waldwärter Erfrischungen zu haben sind. Hier liegen die sogen. Römergräber, deren Ursprung trotz aller Gelehrtenarbeit heute noch umstritten ist. Im Nordosten Freienohls, an der romantischen Giesmecker-Mühle, bricht der Lütke-Bach zwischen dem Großen- und Lütke-Berg hervor und vereinigt sich mit der Giesmecke. Durch das Giesmecke-Tal, eingeschnitten zwischen hohen Bergwänden, das herrliche Landschaftsbilder aufweist, führt der Waldweg an dem einsamen Forsthaus Giesmecke vorbei, steigt den Gebirgskamm hinauf, schneidet den Plackweg und führt (in 2 ½ Std.) nach Hirschberg. Von der Giesmecker Mühle aus erreicht man in 1 ½ Stunden über den steilen großen Berg die Forstkolonie Lattenberg (Gastwirtschaft) am Plackweg. Im Westen Freienohls hat die Rümmecke eine tiefe Furche durchs Gebirge gegraben. Durch dieses Tal, - die Freienohler nennen es mit Recht „Friedenstal“ -, gelangt man zur Hellefelder Höhe, schneidet die Hauptwanderstrecke 13 und trifft nach 2 Stunden in Hellefeld die Hauptwanderstrecke 7. Immer wieder bieten die Höhenwege prächtige, wechselnde Bilder. - Der 5. Juni war nun ein Fest- und Jubel-Tag für die SGV-Abteilung Freienohl. Von allen Richtungen waren die Abteilungen des Bezirks Mittel-Ruhr zum Ziel ihrer Sternwanderung, dem 420 m hohen Küppel geeilt. Von der Ruhrbrücke gemeinsamer Aufstieg. Wohl selten sahen die Geister des Berges solche Menschenmengen hinaufsteigen wie heute. Auf halber Höhe geriet der Zug vor ein Hindernis aus Baumästen und Zweigen ins Stocken. Der Abteilungsleiter berichtete von der sagenhaften Bergfrau, die, verärgert über das Gebaren der Menschen, den Weg versperrt hat; er wandte sich an die im dichten Gestrüpp und Wurzelwerk wohnenden gutmütigen Zwerge: „Ihr Sauerland-Männchen eilt herbei, gebt bitte zum Wandern den Weg uns frei!“ Und schon nahten 5, 6 putzige Zwerglein mit wallenden Bärten in erdbrauner Gewandung, und im Nu ist das Hindernis beseitigt. Unter Begleitung der lustigen Kerlchen ging es nun zur Höhe, von der schon die Weisen der Musikkapelle ins Tal hinaus schmetterten. Auf dem Küppel prangt der neu erbaute Aussichtsturm, ein Werk der SGV-Abteilung Freienohl, 6 Stockwerke und 20 Meter hoch. Zu ebener Erde gewährt eine Schutzhütte wettersichere Unterkunft. - Mit dem Küppelturm-Marsch ward die Einweihungsfeier eröffnet. Vom 1. Stockwerk hielt dann Lehrer Kroh die Weiherede. „Wenngleich die Geschichte nicht von großen Taten berichtet, die sich an diese Örtlichkeit knüpfen, so ist es doch gewiss, dass der Berg eine Kultstätte und Zuflucht unserer Väter, der Germanen, war. Auf stillen Bergen, in der Einsamkeit des heiligen Hains opferten die Sachsen ihren Göttern. Hier suchte die Priesterin des Volkes Schicksal zu ergründen, hier focht ein tapferes Volk für seinen Glauben, bis zuletzt das sieghafte Christenzeichen das rauchende Opferfeuer erlöschen ließ. Seit jener Zeit steht nun an dieser Stelle das Kreuz, das vor einigen Jahren erneuert ward. Noch künden die Überreste eines dreifachen Wallgrabens vom Männer mordenden Streit. Jahrhundertelang erklang der Ruf des Jagdhorns in diesen heute noch wildreichen Gründen.“ - Der Vorsitzende des Bezirks Mittel-Ruhr, Studienrat Menne, Arnsberg, überbrachte dann den Dank und die Grüße des Hauptvorstandes und zollte dem wohlgelungenen Werke uneingeschränktes Lob. Der Turm habe den dreifachen Zweck: durch seinen Ausblick die Naturverbundenheit zu stärken, zum Wandern anzuregen und den kommenden Geschlechtern ein Wahrzeichen zu sein von Väter-Art und Väter-Sitte. Keiner wollte zurückstehen, als der Turm zum Besteigen frei gegeben wurde. Alle waren überrascht von der herrlichen Aussicht. Versetzen wir uns einmal fast 2 Jahrtausende zurück. Ein Volksgericht der Germanen auf dem Küppel. Dichter Urwald deckte in germanischer Zeit die Hänge des Ruhrtals zu beiden Seiten Freienohls. Alte, knorrige Eichen und Buchen, dazwischen dichtes Gestrüpp, kaum dass ein Mensch hindurchkonnte. Zwischen den grauen Stämmen hier und da eine Lichtung. Hinter dem hohen Zaun erhob sich das Blockhaus, das Dach mit Schilf gedeckt. Die Dämmerung senkte sich über die mondbestrahlte Landschaft. Überall Totenstille. Doch horch! Knackte es nicht wie von dürren Zweigen? Auf verschlungenen Pfaden eilten die Germanen durch das Dickicht. Hier und da und dort: Vom Hügel, von der Wennemerhöhe, vom Ensterknick, aus der Rümmecke und dem Giesmecketal, - von allen Seiten strebten kernige Gestalten dem Küppel zu. – Droben auf dem freien Platz stand der Altar. Doch nicht zum Dienst der Götter hatten sich heute die Männer versammelt. Fahles volles Mondlicht fiel auf den kahlen Fleck, huschte über die festen Gesichtszüge der Umstehenden und deckte unten das Ruhrtal mit schimmerndem Schleier. In das Raunen und Rauschen der Baumkronen mischte sich das Murmeln der Menge. Stolz und markig stand da der gewählte Herzog. Er hob den Arm und – Schweigen ringsum. Vor ihm, im engen Kreis, stand der Angeklagte, zu Füßen die Waffen. Geführt von der Leidenschaft des Würfelspiels hat er im jäh auflodernden Zorn den Nachbar erstochen. Nur wenige wagten, ihn zu verteidigen. Unwilliges Geschrei der Umstehenden übertönte ihre Worte. Schwer lautete die Anklage. Dumpf drohend klirrten die Speere. Und dann verkündete der Herzog das Urteil: Der Schuldige hat sein Hab und Gut verspielt. Loskaufen war nicht möglich. Er verfiel der Blutrache. Vogelfrei! – Wie ein gehetztes Wild verschwand er friedlos im Dunkel des Waldes. So rächte der Germane die Schuld. - - - Jetzt aber kann der Sommerfrischler, - unbeschwert von solchen Gerichten -, sich in aller Ruhe in den herrlichen Waldungen des Küppels erholen und im Freibad zu Füßen des neuen Turmes sich von sanften Ruhrwellen umspülen lassen. Dankbar wird er dabei der fürsorglichen Tätigkeit des SGV-Freienohl gedenken.
Ende der Abschrift: Einweihung des Küppelturms am 5. Juni 1932. Nötige Randbemerkungen aus der Jetztzeit (2017): Die oben zitierten Texte von Franz Kroh zur Einweihung unseres Küppelturms enden zum 5. Juni 1932. Damit hat Franz Kroh seine unbezahlbare Forschungsarbeit zur Geschichte Freienohls bekanntlich nicht beendet. Ihm gebührt sehr, sehr großer Dank! Wenn Freienohl ihm doch die Ehrenbürger-Auszeichnung verleihen könnte! – Ohne seine Schuld hat er die ihm bekannten Informationen zu diesen Stichworten übernommen: Langelhof / Schultenhof / Düstern Bet(t)hus. Die gehören inzwischen zu den Freienohler Irrläufer Geschichten. Sie sollten korrigiert werden. Dazu steht ein wohl ziemlich ausführlicher Beitrag in „freienohler.de“: „Freienohler Irrläufer-Geschichten in der Freiheit“. Franz Kroh kannte 1932 nur den in seinen Texten zitierten Beitrag von Franz Kessler: „Ein Sonderfall weiblicher Vormundschaft…“ Die späteren Forschungsergebnisse hat Dr. Günter Cronau gesammelt und 2002 herausgegeben in „Franz Kessler : Kreuz statt Hakenkreuz“. Um in Zukunft für Freienohl Irrläufer-Geschichten zu vermeiden, wird hier hilfreiche Literatur wiederholt und ergänzt: Adalbert Erler / Ekkehard Kauermann / Wolfgang Stammler: „Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte“, 1971. – Karl Hengst: „Westfälisches Klosterbuch“, 2003, darin: Marie Theres Potthoff: „Prämonstratenserinnen Schwestern-Kloster“. – Dazu lohnt sich auch ein Besuch im Pfarr-Archiv Rumbeck. - Julia von Dithfurt: Wandel der Strukturen“, 2016. – Auch im Blick auf den „Stiftsweg“ im Zusammenhang mit der Straßen-Umbenennung 1975, bis hin zum „Pausenhof“ mit den beiden Texttafeln. - Byung Chil Han: „Psychopolitik – Neoliberalismus und die neuen Machtstrukturen“ 2014 (In einer Rezension: Wer das hier Analysierte praktiziert, liest dieses Buch nicht zu Ende.). – Die Narzissmus-Literatur von: Melanie Klein, Otto f. Kernberg, Reinhard Haller, Raphael Bonelli (Wikipedia). - Elmar Nass (u.a. Hrsg.) „Kultur des Gemeinwohls“. - Wolfgang Bergsdorf: „Die Vierte Gewalt“, 1980; „Medien als Vierte Gewalt – ihre Möglichkeiten, ihre Grenzen“, 2017.
Vierte Impression plus Motivation: Aha-Erlebnisse und dankbare Erinnerungen zu Vorfahren der eigenen Familie in Freienohl im Archiv Freienohl im Stadtarchiv Meschede in Grevenstein: ein Besuch, der sich lohnt! Hier nur Akten-Auszüge: Die Freienohler Baumänner des ersten Küppelturm hatten erlebt am 23. August 1931 die Einweihung unseres „Luft- und Schwimmbads“ mit dem „Gauschwimmfest“ und den Schwimm-Wettkämpfen in unserer Ruhr. … 100 m steht da! In unserer Ruhr! - Aus dem SGV-Protokoll vom 27. März 1932: …Die Festkommission bei Hellmann: Jakob Hatzig, Frl. Kenter (Lehrerin Kenter II, siehe NS-Zeit), W. Hömberg, Fr. Demmel… Herr Demmel regt an, Schritte zu unternehmen gegen die übermäßige Reklame-Beschilderung an einzelnen Stelle des Ortes…Die Versammlung stimmt zu…Herr Paul Becker stellt Aufnahmen zur Verfügung… Unterschriften: Louis Bracht, Jakob Hatzig, C. Kehsler, Joh. Kückenhoff, Anton Röther, Fr. Demmel… Noch mehr Fest-Mitarbeiter sind genannt… A. Emmerich, Holzhändler Geissler, Sparkassendirektor Wilhelm Kerstholt…- Am 4. Juni 1932, noch vor der Einweihung: Zeitungsartikel: „40 Jahre SGV Freienohl : Vollendung des Aussichtsturms auf dem Küppel“. Sehr ausführlich mit vielen Namen ab 1892 und einem Foto von Paul Becker. - Am 18. Juni 1932 vom SGV-Freienohl an die Provinzial-Lebensversicherungsanstalt zu Münster… Küppel-Aussichtsturm… Sämtliche Etagen sind gut umwehrt… Von der fünften zur sechsten Etage führt anstatt einer Treppe eine mit Handläufen versehene Leiter…Der Text ist noch ausführlicher, wie auch bei den anderen Auszügen. -Zeitungs-Artikel, 5. Juni 1932: „Einweihung des Küppelturms – Jubelfeier des SGV, kein Autor genannt. Eine schöne Foto-Zeichnung: „Fördert das Jugendwandern!“ - Zeitungs-Artikel, 1933, sehr ausführlich: Ad. Kraemer-Arnsberg: „Der Küppelturm bei Freienohl“. – Ursula Jung: Stadtarchiv Meschede B 1379: „Aussichtsturm auf dem Vogelsang“. Informiert wird (2 ½ Seiten mit Quellen-Angaben) über die 8 Mescheder Aussichtstürme als Trigonometrische Punkte um die Wende vom 19. Zum 20. Jahrhundert: Klausenberg, Langeloh, Rattmecke, Vogelsang, Hinthagen, Deitmecke, Hardt, Stimmstamm. In diesem Text stehlt selbstverständlich nicht, dass diese Trigonometrischen Punkte nicht mehr Mode waren, als Freienohler unseren Küppelturm gebaut haben, der war ja auch ein Wahrzeichen! Im Stadtarchiv in Grevenstein ist sehr lesenswert das kleine Heft: „1892 – 1992 : 100 Jahrfe SGV- Freienohl“. Zum Beispiel: SGV-Protokolle vom 8. Juni 1892 mit 11 Unterschriften und vom 25. Juli 1892 mit 23 Unterschriften. - Das Gedicht von Franziska Sell: „Wir rufen Dir vom Küppelturm…“ – Die Landkarte von der Sternwanderung - Der – 1992 - SGV-Vorsitzende Heinz Vollmer: „Mehr als ein Aussichtsturm!“ – Zahlreiche Fotos; mit einer Lupe sind bewundernswert auf 9 Fotos die Wandergruppen, manche Herren noch mit Schlips und Kragen und die Damen ganz anders als heute!
Fünfte Impression und Motivation: Unser Küppelturm: ein Wahrzeichen oder war ein Zeichen?
Ein Zeichen zeigt etwas. Was zeigt unser Küppelturm? Einmalig zeigen das die Texte von Franz Kroh. Sie spiegeln wieder die Jahre langen Erfahrungen zahlloser Freienohler im SGV und nicht im SGV. Unser Küppelturm und unser SGV zeigen von Anfang an: unsere Freienohler Kultur zum Gemeinwohl. Kultur heißt Pflege. Im Wort Kultur steckt auch das Wort Kult. Das meint eine ganz besondere, eine exquisite Pflege. Gemeinwohl heißt: da sein + arbeiten + leben zum Wohl, zum Gut-Gehen. Das ist viel mehr als Am-Leben-Halten. Die Zielgruppe ist die Gemeinde. Konkret und korrekt: Freienohl, unsere Freiheit Freienohl, aktenkundig 1230 … 1272… Über 800 Jahre unser Freienohler Zusammensein im Gemeinwohl. Erst 85 Jahre unser Küppelturm. Im Gemeinwohl wohl nur eine Unterbrechung. Pst! Das Goldsiepen vom Küppel plätschert wie die Motivation einer ganz bestimmten Frau.
Heinrich Pasternak
Zu Weihnachten 2017