Ökumene, Ökumenisches in Freienohl

Unsere Ökumene beginnen wir mit der Arche Noah!

„Noah und der große Bogen“: Die KIBIWO schafft echte Ökumene!                  

Zum Glück gibt es jetzt – 2018 – ein attraktives ökumenisches Ereignis, Erlebnis: „Noah und der große Bogen!“ Evangelische und katholische Schuljugend aus Meschede und auch aus Freienohl usw. bauen in einem Theaterspiel die Arche Noah. Eine neue Kirche. Dank der KIBIWO : der „Kinder-Bibel-Woche“.  Mit dem evangelischen Pfarrer Hans Jürgen Bäumer und der katholischen Gemeinde-Referentin Frau Stephanie Kaiser.

Für alle Ökumene-BeGEISTerte

am Sonntag, den 7. Oktober 2018 um 10.30 im Gemeinsamen Kirchenzentrum in Meschede, Kastanienweg.                  

Siehe: Internet: KIBIWO Katholische Kirche Meschede Bestwig

Nun zum Lesen. Früher und auch heutzutage: Ökumene und Ökumenisches  geht nicht einfach nur mal so eben…

Und ganz am Schluss ein paar Ergänzungen, Erinnerungen von LeserInnen von freienohler.de  Ökumene zwischen den Jahren 1945 und 1950

Hier bedeutet Ökumene für uns katholische und evangelische Christen unser gemeinsames Beten im liturgischen Gottesdienst und unsere gemeinsam praktizierte Nächstenliebe, Diakonie plus Caritas.    Das ungewohnte Wort „Ökumenisches“ ist hier nicht negativ gewichtet. Gemeint ist vielmehr das Zusammenleben Freienohler mit jüdischen Familien.                                  Freilich: der katholische, erst um 2000 amtskirchlich verkündete Wortgebrauch von den Juden als „unseren älteren Brüdern und Schwestern“ um 1840 noch unbekannt.

 

Im Internet bieten erste interessante allgemeine Einblicke: www.kirche-und-leben.de ; www.katholische.de ; www.religionen-entdecken.de (Die Welt der Religion für Kinder).

„Aller Anfang ist schwer!“

Am 3. Februar und am 11. August 1842 kommt ins alte Rathaus in Freienohl „der Hebräer und Handelsdiener Leser Rosenthal aus Beringhausen bei Brilon, wo er ein gesetzliches Domizil (Wohnhaus) besitzt. Seine Eltern sind gestorben. Er legt seine Geburtsurkunde vor: 26. September 1811 in Beringhausen. Er habe sich stets unbescholten und rechtlich geführt. Wegen seiner schwächlichen Construction (!) war er vom Militärdienst befreit. Er bittet darum, sich in Freienohl etablieren zu dürfen.“ So die Gemeinde-Akten. Das alte Rathaus stand, - gesehen 2018 -, von der Hauptstraße aus mitten „im Eingang“ zur St. Nikolaus-Straße zwischen dem Pausenhof und der Volksbank. Die Alte Schule wurde erst am 1. Mai 1853 eingeweiht. (Siehe auch: freienohler.de : Geschichte 19. Jahrhundert : Die Freienohler Schule von 1716 bis 1956.)  Die üblicherweise beim Landrat Freiherrn von Lilien in Arnsberg eingereichten Unterlagen: vom 30. Oktober 1842 bescheinigen: „Die Niederlassung kann dem Hebräer nicht verweigert werden, wenn derselbe arbeits- und erwerbsfähig ist.“ - Der Freienohler Gemeinderat ist da anderer Meinung im Protokoll vom 4. November 1842: „Die Gemeinderäte könnten sich nicht damit einverstanden erklären, dass ein Jude sich hier niederlässt. Die Freienohler Gemeinde war damals kommunalpolitisch und kirchlich völlig überfordert. Aus den Gemeinde-Akten: „Die Gemeinde habe solche noch niemals hier aufgenommen, und sie seien der Meinung, dass die Juden, welche in der Regel nur handeln wollten und arbeitslos seien, einer Gemeinde nur nachteilig seien.“ - Am 27. Dezember 1842 folgt dann doch die Genehmigung. - Die Familie Rosenthal wohnte Alter Weg 13, Alte Haus-Nr. 105. – Familien-Daten: Leser (Leezer, Lazarus) Rosenthal, Handelsmann, Heirat am 25. Mai 1845 mit  Julie / Julchen geb. Rotschild aus Hovestadt (Hauersstadt), Kreis Soest, geb. 7. Oktober 1819. Ihre Kinder: 1. Joseph Benjamin Rosenthal, geb. 17.02.1846. Als zwanzigjährig – 1866 - als Soldat gemeldet im Verzeichnis israelitische Gemeindemitglieder zu Freienohl. Er fiel im Krieg gegen Frankreich am 06.08.1870 in Wörth (siehe 4. Gedenkminute). - 2. Sophia Rosenthal, geb. 06.05.1847. - 3. Lisette Rosenthal, geb. –.--.1849. - 4. Benjamin Rosenthal, geb. 15.02.1850. - 5. Albert Rosenthal, geb. 27.11.1851. - 6. Hermann Rosenthal, geb. 10.07.1853. - 7. Hedwig Rosenthal, 21.06.1854. - 8. Helene Rosenthal, geb. 11.06.1855. -- 9. Julius Rosenthal, geb. 31.08.1856. - 10. Jettchen Rosenthal, geb. 07.11.1958; sie heiratete am 20.08.1877 den Juden Alexander Emmerich. - Auffällig sind die nichtjüdischen Vornamen ab Sohn Albert. - 1846 ist Magd im Haus: Florentine Weber, katholisch, 16 Jahre alt. - Ab 1901 wohnt hier (Alter Weg 13) Bahnwärter Joseph Rocholl; Witwe Antonette geb. Feldmann. - Seit 1855 wohnt Familie Leser Rosenthal als Eigentümerin im Haus Alte Haus-Nr. 68 (dann Emmerich, jetzt Hömberg).

Die Akten-Nummern zu diese jüdischen Familie im Stadtarchiv Meschede im Archiv Freienohl in Grevenstein: A 1127, A 2224, A 1070, A 1169, A 2170 zum Selberlesen.

Nun noch lebensnaher zur Familie Rosenthal. An der Stelle des jetzt – 2018 – alten Amtshauses befand sich  ursprünglich der Garten der Familie Leser Rosenthal. Parzelle 809. Ein Garten diente damals vor allem dem Anbau von Kartoffeln. Gemüse, Kohl usw. für die alltäglichen Lebensbedürfnisse einer Familie.  1875 verkaufte Familie Rosenthal diesen ihren Garten an die Gemeinde Freienohl. Denn die benötigte ein neues Schulhaus. Äußerst günstig gelegen an der damals so benannten Arnsberg-Beverunger- Chaussee. Wer hier im Garten gearbeitet, gelebt, gespielt hat, zeigen – oben - die Familien-Daten. Das neue Schulhaus war 1875 fertig: oben im ersten Stock befanden sich links und rechts zwei Schulklassen, unten links  wohnte ab 1879 zur Miete die Familie Johann+Dophia Schilling –Rosenthal, unten recht war und ist das Amts-Büro. Jahre vorher hatte Sophia Rosenthal den Anstreicher-Meister Johann Schilling aus Eslohe kennen und lieben gelernt und war konvertiert zur katholischen Kirche. In Freienohl. Sie wurden kirchlich getraut am 20.7.1869. Trauzeugen waren Joseph Gördes, Carolina Koßmann.  - Ihre Kinder: Sophia, geb. 6.5.1869 in Freienohl, Taufe 12.6.1869,  Paten: die hoch angesehene Lehrerin und Schützenkönigin Antonette Bause, Gertrud Bunse, Anton Geihsler, Lehrer+Küster Wilhelm Lutter;   Lea, geb. 11.4.1872, Taufe: 14.4.1872, Taufpaten: Otto Schilling, Lehrer zu Breitenbruch, Franz Weber, Theresia Lenze, Christina Toenne. Die Namen der Paten und Zeugen zeigen das gelungene Zusammenleben in Freienohl. Muttetr Sophia Schilling-Rosenthal wird als kleines und dann als junges Mädchen den Garten ihrer Eltern Leser Rosenthal oft „mitbearbeitet“ haben und iat ihren Töchtern Sophia und Lea gewiss davon erzählt.

Für unser ökumenisches Zusammenleben steht rechts neben dem Amtshaus die Gedenk-Säule  für das Gedenken an die Freienohler Gefallenen im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 genau an der richtigen Stelle!. Hierbei wird auch erinnert an das gute Zusammenleben mit den jüdischen Familien in Freienohl, hier mit wird  hervorgehoben das Gedenken an Joseph Rosenthal, den ältesten Sohn der Familie Leser Rosenthal. Der Jude Josef Rosenthal

wusste sich auch als Soldat als Freienohler Bürger. Und bei der Feier der Einweihung dieses Kriegerdenkmals wird der Vater Leser Rosenthal dabei gewesen sein (denn auf Grund eines Listen-Eintrags im Freienohler Pfarrarchiv Akte A 29 aus dem Jahr 1893 ist das anzunehmen). Der damalige Pfarrer Julius Falter schreibt in seiner Chronik: „Am 21. Juli 1887 wurde im Beisein des Regierunsgspräsidenten von Rosen, des Landrats Freusberg in Arnsberg und des Bezirks-Commandeurs Major von Heineccius in Meschede das Kriegerdenkmal eingeweiht, bei welcher Gelegenheit der genannte Präsident die Festrede hielt. Es wohnten der Feier noch mehrere Offiziere, 8 fremde und der hiesige Kriegerverein, der Ortspfarrer, im Ganzen gegen zwei tausend Personen bei.“

Mit unserer Freienohler Ökumene kommen wir zu unserem Pfarrer Ferdinand Gerwinn und seiner Ökumene mit unseren Freienohler jüdischen Familien zur Zeit des Nationalsozialismus, des Nazi-Regimes von 1933 – 1945.                                  Pfarrer Ferdinand Gerwinn wurde 1956, sechs Jahre nach seiner Pensionierung, zum Ehrenbürger unserer politischen Gemeinde Freienohl ernannt: geboren 1870 in Werl, Pfarrer in Freienohl: 1916 – 1949, bei uns gestorben 1958. Ein Grund für seine Ehrung zum Ehrenbürger war seine politische Weitsicht mit seiner damit ganz und gar verbundenen Lebenspraxis in der Nazi-Zeit, während der grauenhaften Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auch in Freienohl. Damals gab es noch nicht die Glaubens-Überzeugungen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 – 1965) und nicht die Glaubens-Verkündigungen der Päpste: Johannes Paul II. (1978.2005) und Benedikt XVI, (2005-2013): „Die Juden die älteren Brüder und Schwestern unseres Glaubens.“  Also: Pfarrer Gerwinn bat mit persönlichen Besuchen ganz inständig und sehr dringend unsere jüdischen Familien, Deutschland ganz schnell zu verlassen. Für sie war Pfarrer Gerwinn glaubwürdig. Einige zogen aus nach Amerika, einige nur nach Holland. Dort nahmen die Nazis sie gefangen, transportierten sie nach Auschwitz ins KZ, zum Tod in die Gaskammern. Es hört sich für manche eigenartig an: Pfarrer Gerwinns ökumenischer Initiative verdanken wir, dass wir in Freienohl keine „Stolpersteine“ haben; hoffentlich (2018) bald eine sinnvolle Gedenktafel. (Dazu: freienohler.de: Freienohl: Geschichte: Einzelpersonen; 20. Jahrhundert: Verschiedenes: Freienohler Zusammenleben mit jüdischen Familien; dies ist eine Kurzfassung, die Langfassung gibt es Im Stadtarchiv Meschede in Grevenstein).

Ökumenisches nicht mehr in der Vierung unserer Kirche:: Kirchengeschichte!     Nichts zu sehen. Genau, so ist das mit dem Wachstum des Volkes Gottes. Es ist immer noch im Werden. Noch genauer: 25 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (das fand statt 1962 – 1965), dem internationalen Beratungs- und Entscheidungs-Gremium der katholischen Kirche, auch mit dem Programm „Lumen Gentium – Licht für die Völker“, da hat unsere Gemeinde mit unserem Kirchenvorstand, mit unserem Pfarrgemeinderat, mit unserer Pfarrversammlung direkt nach einer Sonntagsmesse -, die Kirche war voll – für die Mitte unserer Kirche eine „Konzils-Leuchte“ beschlossen und angeschafft. 1988. So wurde sie genannt in Erinnerung an den Eröffner des Zweiten Vatikanischen Konzils: an Papst Johannes XXIII. Bevor der als Papst in den Peters-Dom in Rom einzog, war seine Kirche der Dom von Venedig. Draußen, auf dessen Eingangsstufen hat er manchmal gesessen und mit den Leuten geplaudert, diskutiert. Inhaltlich völlig unvorbereitet, ganz offen. Mit Menschen aus aller Welt, aus allen Konfessionen. Gewiss etwas ökumenisch.  Denn drinnen, im Dom, bei den Gottesdiensten, und in seinem Generalvikariat mit seine kirchenamtlchen Angestellten und Helfern, da war alles „römisch-katholisch“ geregelt. Und im Dom von Venedig, da hängt ja der weltbekannte, kostbar strahlende Kronleuchter, ein Meisterwerk aus edlen Metallen.So einen haben wir uns selbstverständlich nicht leisten können. Schreinermeister Franz Feldmann hat unseren Leuchter mit seinen Handwerkern angefertigt; die Freienohler Firma WoFi-Leuchten hat das Leuchtwerk hergestellt und unser evangelischer (!) Elektromeister hat für das gut funktionierende Leitungswerk gesorgt. Malermeister Wilfried Maas wollte unseren Leuchter noch schöner gestalten. Am Außenrand mit Gold und Rot.Rot wie das Rote-Band rund um in unserer Kirche, da, wo die Höhe ins Gewölbe übergeht. Nur leider hat ein neuer Kirchenvorstand  im Herbst 2002 unsere Konzils-Kreuz-Leuchte entsorgt, nach und nach vollständig. Ein ehemaliger Religionslehrer erinnert sich an seinen Kirchengeschichts-Professor am Angelicum in Rom, der hat seinen Studenten, die über „so viele Semester Kirchengeschichte“ stöhnten, schmunzelnd gesagt: „Sie müssen den ganzen Mist in der Kirche kennenlernen, dann bleiben Sie drinnen!“ Glücklicherweise ist der „gute Papst Johannes“, - so heißt er im Volksmund -, im April 2014 heiliggesprochen worden. Das bedeutet: er ist ein ausgezeichnetes Beispiel für Christsein!  Zusammengefasst: Ökumene vom Dom in Venedig zur Elektrik in unserer St. Nikolaus-Kirche, Zwischendurch ein Kurz-Schlag, aber kein Kurzschluss.

Unsere Sechs Evangelischen Altar-Leuchter in unserer St. Nikolaus-Kirche zeigen eine spannende, lebendige Ökumene, die hoffentlich zu einer guten, glaubwürdigen Ökumene wird.  Manchmal erscheint die Ökumene so verwirrend. Gemeint ist die Ökumene der katholischen St. Nikolaus-Pfarrei mit unseren evangelischen Schwestern und Brüdern in den Jahren 1955 – 1960 (hier genommen als „runde Zahlen“). Am Anfang ist sinnvoll der Blick in www.freienohler.de : Geschichte: 20. Jahrhundert: „Bau der evangelischen Kreuzkapelle“; und: Historische Fotos: „Innenraum der Pfarrkirche vor 1959“; ferner: „Historische Fotos und Alte Ansichten“: Gasthöfe: Gasthof Humpert (Am Hügel, von der Hauptstraße aus gleich rechts); „Freienohler Einzelpersonen“: Pfarrer Ferdinand Gerwinn und Theodor Dolle. -  Nun konkret zur Ökumene. Begonnen wird mit ein paar Jahreszahlen plus Anzahl-Zahlen evangelischer Christen in Freienohl: 1814 = 2 : Hier sei in dankbarer Erinnerung das Ehepaar, die Familie Theodor Bracht, später mit ihrem Hotel Bracht, genannt. Die dankbare Erinnerung bezieht sich insbesondere auf das jahrzehntelange gemeinde-politische Amt des Rentmeisters, Finanz-Verwalters. Als evangelischer Christ konnte der Rentemeister, - Freienohlerisch -, zu den katholischen Freienohlern „neutraler“ sein. – Im Jahr 1900 = 40 evangelische Christen. Um 1956 = 450, also nach dem Zweiten Weltkrieg mit den zahlreichen Flüchtlingen, Evakuierten aus dem Bombenkrieg im Ruhr-Pott und den Vertriebenen vom Osten: Schlesien / Polen. (Nachlesbar in den Sterbelisten im Archiv Freienohl im Stadtarchiv Meschede in Grevenstein.) – Die Freienohler evangelische Gemeinde benötigte eine eigene Kirche, einen eigenen Gottesdienst-Raum.  Die Grundsteinlegung: 39. Juli 1956. Einweihung: 22. Dezember 1957: Vierter Adventssonntag: „Gott kommt!“ – Vorher, zwei Jahre lang, alle 14 Tage hat die Evangelische Gemeinde in unserer St. Nikolaus-Kirche ihren Sonntags-Gottesdienst gefeiert. Ob die Kleinen und Großen mit den katholischen Kniebänken „klar kamen“, daran erinnerte man sich nicht, auch nicht an die Möglichkeit des Hochklappens. Ob es in jenen zwei Jahren als un-ökumenisch empfunden wurde, dass die evangelische Abendmahlsfeier nicht oben am katholischen Altar gefeiert wurde, sondern unten an einem Extra-Tisch zwischen Kommunionbank und Kirchenbank, daran konnten sich evangelische und katholische Christen im Jahr 2018 nicht erinnern. „Aus heutiger Sicht,“ meinten einige 2018, „eigentlich zum Kopfschütteln.“ (Die zum Schmunzeln neigende Lösung im Gemeinsamen Kirchenzentrum in Meschede gab es damals noch nicht.)                                                                              Zwei Jahre später, 1959 erhielt die katholische St. Nikolaus-Gemeinde ein einzigartiges Ökumene- Geschenk der Dankbarkeit von unserer Evangelischen Gemeinde Freienohl / Oeventrop: Die Sechs Evangelischen Altar-Leuchter! Beim Superintendenten vom Evangelischen Kirchenkreis Arnsberg (so um 1995) wurde geforscht nach dem Geld-Preis dieser sechs großen Leuchter. Der Betrag steht nicht in der „oberen Buchführung“. Also eine wirkliche Basis-Kollekte, ein Geld-Sammeln der Evangelischen Gemeinde. Ein großartiges, überhaupt nicht kostenloses Zeichen für ein ganz persönliches Gemeinde-Geschenk unter Freienohler Christen. Einige der Spender leben noch (2018). Ein wirklich durchdachtes Geschenk! Die 6 Leuchter passen genau in unseren Altarraum: zum Tabernakel, zum Ambo, zum Taufbecken, zum Osterleuchter; alles meisterhaft geschaffen vom Möhne-Künstler Winkelmann. - Doch noch bleibt Ökumenisches zu tun: Seit kurz nach dem Jahr 2000 stehen an den Hochfesten Weihnachten, Ostern und am Gründungs-Fest der Kirche: an Pfingsten die Sechs Evangelischen Altar-Leuchter nicht mehr im Altar-Raum, nicht irgendwo abseits im Altarraum sondern sie sind abgestellt. Dann stehen am Altar die vier vergoldeten Barock-Holz-Leuchter. Optisch sehr gut, sehr festlich. Jeder ist 1,50 m hoch, ohne die große Kerze. Der neue Pfarrer (2000) Michael Hammerschmidt hat sie „mit in die Ehe gebracht“ (wie der Volksmund früher sagte). Nach den Kirchenfest-Tagen können die 6 Evangelischen-Altar-Leuchter ihren ökumenischen Dankes-Platz wieder übernehmen.

Eine Zwischenfrage: Warum sind es 6 Altar-Leuchter und nicht 7 oder so? Das ist Zeichen-Sprache, historisch ur-christlich: Die Zahl 6 steht für die 6 Wochentage, Werktage. Und die 7 steht für Sonntag. Am Sonntag, dem Höhepunkt der Woche, feiern die katholischen Christen: Eucharistie, die evangelischen: Abendmahl. Es gibt freilich noch eine andere Bedeutung und Zeichen-Sprache. Eine besondere ökumenische: In der biblischen Zahlen-Symbolik zum Judentum bedeutet die Sechs den Davidsstern: Zwei Dreiecke gelten als ein altes Beziehungs-Symbol für Vereinigung und Verbindung.

Und doch noch etwas holperig Ökumenisches: im Hochgebet der katholischen  Eucharistiefeier wird gebetet um Einheit. Genannt wird Papst Franziskus, ausgelassen wird Bischof  Hans-Josef Becker; eingefügt wird: „Gott, lass uns lebendig erfahren, dass wir zusammen gehören!“ Aber statt unserer Sechs Evangelischen Altar-Leuchter stehen da nur vier. Zumeist auch nicht mehr direkt am Altar sondern etwas abseits. Schade. Auch Zeichen-Sprache? Nur ökumenische Zeichensprache?

Der Siebenarmige Leuchter in unserer St. Nikolaus-Kirche: eine Kipp-Figur?

Das heißt: man kann denselben Gegenstand so sehen oder auch anders. Konkret: als jüdische Menorah, als heilige Zeichen des Alten Volkes Gottes Israel oder als das Merkmal für die Sieben Gaben des Heiligen Geistes oder die Sieben Sakramente der katholischen Kirche.

Da, wo der siebenarmige Leuchter jetzt in unserer St. Nikolaus-Kirche steht (2018), da ist er keine Kipp-Figur. Wenn er ein ökumenischer Siebenarmiger Leuchter sein soll, muss er in unserer St. Nikolaus-Kirche an einer anderen Stelle  stehen. Die jetzige Stellung ist eindeutig und keine Kippfigur. Also: der Siebenarmige Leuchter kann ein Merkmal sein für die Sieben Gaben des Heiligen Geistes, nur aufgezählt, nicht weiter erklärt: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit, Gottesfurcht. Oder er kann ein Merkmal sein für die Sieben Sakramente der katholischen Kirche: Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Krankensalbung, Priesterweihe, Ehe.                                                                                                            Wenn der Siebenarmige Leuchter ein ökumenisches Zeichen in unserer St. Nikolaus-Kirche sein soll, dann gehört er an eine andere Stelle. Ein Musterbeispiel ist der Würzburger Dom (schnell einsichtig im Internet: Dom St. Kilian WürzburgWiki). Die Menorah ist DAS Symbol, Sinnbild, Erkennungszeichen des Volkes Israel, für das Alte Volk Gottes, das Denk-Mal, denk mal und Mahn-Mal, mahn mal. Ausdrücklich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1963-1965) ist das den Katholiken wieder klar: „Das Alte Volk Gottes, die Juden, sind unsere älteren Brüder und Schwestern!“ Im 11. Jahrhundert war das nicht so. Da wurde die Sieben-Zahl gefüllt mit den Sieben Sakramenten und die Sieben Gaben des Heiligen Geistes.                                                                                                                                     In unserer St. Nikolaus-Kirche kann der Siebenarmige Leuchter zum ökumenischen Zeichen werden, zur Menorah. Beim Kirchen-Eintritt, hinter der Glastür, werden die 4 letzten Bänke umgestellt, zur Mitte hin. Zur Glastür hin kommt die Menorah und dann das Tauf-Becken. Das kann auch als Weihwasser-Becken dienen. Die ökumenische Zeichensprache ist selbstverständlich, braucht hier nicht entfaltet zu werden. Vielleicht hat ja daran auch gedacht der Meister-Kunstschmied P. Abraham Fischer OSB der Benediktiner-Abtei Königsmünster in Meschede. Denn sein Meisterwerk hatte er so großartig angefertigt, dass der Leuchter beim ersten Mal nicht in die Kirche gebracht werden konnte, erst beim zweiten Mal. Schon ökumenisch-symbolisch?                                                       Nur noch nebenbei: Denn Kirchgänger hatten gesehen: Unsere beiden damaligen Küsterinnen: Sr. Marialdis und Sr. Wilburgis von den Hiltruper Schwestern zündeten zu zweit die Kerzen an: eine stieg auf eine kleine Tritt-Leiter zum Anzünden, die andere hielt ihre Schwester fest... In einem geistlichen Gespräch mit ihnen sagten die Beiden, dass sie dabei auch an die Menorah „unserer älteren Schwestern und Brüder“ dachten. - In den Jahren ihrer Nachfolgerinnen ist der Leuchter wieder verkleinert, herabgesetzt worden. Human-ökonomische Not-Wendigkeit. Die ökumenische Praxis hin zum Alten Volk Gottes ist noch offen.

Warum begann 1986 am rechten Seiten-Altar in unserer St. Nikolaus-Kirche ein besonderes und auch ökumenisches Totengebet?  

Ausdrücklich begann dieses besondere Beten schon 100 Jahre vorher. 1886 wurde das alte Kirchen-Gebäude erweitert: mit dem Mittelschiff plus Altarraum, dazu mit dem linken und rechten Seitenschiff. Der rechte Seitenaltar wurde dem Hl. Josef gewidmet. Er war auch der Patron der Gefallenen, der im Krieg gestorbenen Soldaten. Dazu gehörte im Deutsch-Französischen Krieg 1870-71 auch der Freienohler Jude Josef Rosenthal. Damals kannte man freilich die Vokabeln Ökumene, ökumenisch noch nicht so wie heute. Konkreter wurde das Beten 1986. Denn notwendig wurde in unserer Kirche eine neue Heizanlage. Im Schacht im rechten Kirchenschiff wurden mehrere Gebeine von ganz früher entdeckt. Sehr ehrfürchtig wurden die einen aufgebahrt unter dem Josefs-Altar, die anderen auf dem Waldfriedhof. Dieses „körperliche Bewusstsein“ zur Nähe unserer Freienohler Verstorbenen machte Jahre lang unsere Dienstags-Abendmesse mit Pfarrer Werner Gerold an diesem Altar sehr beliebt. Ökumenisch, denn uns war egal, ob unsere nun im Himmel lebenden Vorfahren evangelisch, katholisch oder jüdisch waren.

Ganz persönliche Ökumene: Ein Kuss zur Kommunion.

Sonntagsmesse. Alle gehen zur Kommunion. Fast reihenweise. Sonst würden sie ja nicht zur Kirche gehen. Da das nicht ganz junge Paar geht nicht, Die Beiden bleiben sitzen. Sie geben sich einen langen, langen Kuss. Nach der Messe, alle sind draußen. „Darf ich fragen: Warum Ihr Kuss?“ Er: „Meine Frau ist evangelisch. Sie möchte, sie  soll auch evangelisch bleiben. Sie darf nicht zur katholischen Kommunion gehen.“ Sie: „Früher hat mir mein Mann die Heilige Hostie im Mund, im Kuss weitergereicht.“ Er: „Dann haben wir im Katechismus über die Geistliche, auch Geistige Kommunion gelesen.“ Sie: „Und dabei sind wir geblieben – mit unserem Kuss!“ Der Abschiedsgruß mit den beiden Worten des Stummen Ochsen von Köln: „Summum Bonum! Alles Gute!“

Ein Korrektur-Leser aus Meschede: „Alles ok. Nur, Ökumene ist doch überflüssig. Bei diesem ganzen Hin und Her gehen doch immer weniger in die Kirche. Also, was soll’s?“ – Die Schluss-Erinnerung lässt aufatmen.

Ein Ökumenischer Gruß auch zur Heiligen Eucharistie

Bei der jährlichen Küppel-Prozession ist einigen schon ein „Ökumenischer Gruß“ aufgefallen: wenn die Prozessions-Gemeinde das Noeken-Kreuz hinter sich hat und unterhalb der Kreuz-Kapelle entlangzieht, schaut der eine oder andere nach links hoch und hebt deutlich grüßend die rechte Hand: zur Kapelle, zum Kreuz, zum Himmel. Ökumenisch. Selbstverständlich kommt der Gruß gleichzeitig zurück von einigen evangelischen Freienohlern und im Glocken-Läuten von der Kreuz-Kapelle.

Und hier ganz am Schluss ein paar Ergänzungen, Erinnerungen von LeserInnen von freienohler.de zwischen den Jahren 1945 und 1950

Fairness gehört auch zur Ökumene. Darum wird hier kein Name genannt, keine Pfarrkirche, kein Jahr. Also: eine junge katholische Frau und ein junger evangelischer Mann wollten sich in der katholischen Kirche kirchlich trauen lassen, der katholische Pfarrer hatte dafür von seinem Bischof die notwendige Genehmigung erhalten. Mit diesem entscheidenden Lebensschritt  ihrer Tochter war die katholische Mutter überhaupt nicht einverstanden. Sie wollte ihre Tochter „mit viel Geld auszahlen, womit die sofort nach Amerika auswandere“. Die Tochter trennte sich von ihrer Mutter – nur für ein paar Jahre – und hat mit ihrem evangelischen Mann in der katholischen Pfarrgemeinde eine glaubwürdige christliche Ehe und Familie gelebt, - bestätigt eine katholische Enkeltochter.  

Noch vor 1950 wird in Freienohl dieses Beispiel erzählt: die Kinder im Volksschulalter (Grundschulalter) spielten viel „auf der Straße, in der frischen Luft“. Aber manche katholischen Kinder durften nicht mit evangelischen Kindern zusammenspielen. Mit ihrer jetzigen Erinnerung – 2018 – wussten sie keine Gründe. Vielleicht wussten die Eltern auch keine.

So um 1947. Vorher, zum Schluss des Zweiten Weltkrieges, 1945, wurden wirklich zahllose deutsche Familien: Großeltern, Mütter mit ihren Kindern (viele Männer, Söhne, Väter waren noch Soldaten an der Front, oder schon gefallen) in Schlesien,  Ostpreußen, aus der Tschechoslowakei aus ihren Städten, Dörfern, Wohnungen vertrieben. Sie waren keine Evakuierten „aus dem Ruhr-Pott“, kein Flüchtlinge, sondern Vertriebene, - auch nach Freienohl verteilt. Die meisten waren nicht katholisch. Jetzt das konkrete Beispiel: ein katholischer Freienohler Christ wollte eine evangelische Christin, eine aus dem Osten Vertriebene kirchlich heiraten. Dafür hatte der Pfarrer vom Bischof die Genehmigung erhalten. Nur: die kirchliche Trauung in unserer St. Nikolaus-Kirche musste abends im Dunkeln, in der Dunkelheit vollzogen werden!. Ob das der Pfarrer oder der Bischof angeordnet hat, - was für eine Ordnung! -, das ist nicht aktenkundig. Auch nicht bekannt ist es, wie hell oder wie dunkel es in unserer Kirche war oder wie das draußen- 1947 – mit den Straßen-Laternen funktionierte.

Zum Glück gibt es jetzt – 2018 – ein glückliches ökumenisches Ereignis, Erlebnis: „Noah und der große Bogen!“ Evangelische und katholische Schuljugend aus Meschede und Freienohl usw. für alle Ökumene-BeGEISTerte.

 

Heinrich Pasternak                                                                                         

September 2018