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Auszug aus der Skizze Wachstumsphasen der Freiheit Freienohl ab 1260
Entwurf M. Wolf (Stand der Interpretation) - Westfälischer Städteatlas (V-3-1977) - Tafel 2
"Freienohl ist nicht ein gewachsener, sondern ein durch einen einmaligen planerischen Akt des Grafen von Arnsberg gegründeter Ort.".
Der Grundriss zeigt eine Dreistraßenanlage ähnlich der in Lippstadt bzw. der in Eversberg und belegt, dass die Siedlung nach einem planerischen Konzept angelegt wurde. Der Verkehr verlief in damaliger Zeit in Nord-Süd-Richtung als Verbindungsweg zu den Fernwegen Hellefelder Höhenweg und dem Plackweg. Die Mittelstraße (heutige St. Nikolausstraße) war die damalige Hauptstraße, die Bergstraße und die Krumme Straße dienten dem Anliegerverkehr.
Der Platz zur Anlage einer Siedlung bot aufgrund seiner Lage günstige Voraussetzungen für ein Befestigung, die jedoch nicht durchgeführt wurde. Nach Osten fällt das Gelände zur Ruhr am Mühlenberg steil ab. Im Norden bot die Ruhr und die feuchten Wiesen ebenfalls ein natürliches Hindernis. Auch das Gefälle im Westen zur Rümmecke und zum Katersiepen war vorteilhaft für eine Verteidigung. Lediglich für einen kurzen Abschnitt im Süden fehlte ein natürliches Hindernis, welches durch Bauten hätte gesichert werden müssen.
Der Graf von Arnsberg versuchte mit der Gründung Freienohls, neben Eversberg im Osten, wohl auch westlich von Meschede ein städtisches Zentrum zu schaffen. Tatsächlich ist Freienohl aber nie zur Stadt erhoben worden.
Dass Freienohl durch einen auf Rodung entstandenen Platz entstanden ist, belegen wohl die Angaben in einem Rumbecker Lagerbuch aus dem Jahre 1560. Rumbeck hatte im Laufe des 14. Jahrhunderts 3 Höfe (siehe Skizze) angekauft. Zu jeder Hufe gehörten 12 Morgen Land, eine Wiese, ein Garten und die Markenberechtigung. Dabei waren die Marken die Reste, des zwischen den einzelnen Rodungen und den Einzelhöfen verbleibenden Landes, das noch nicht unter Kultur genommen und somit herrenlos war. Der Arnsberger Wald bestand aus 4 Hauptmarkenabteilungen, den Ruhr-, Röhr-, Wenne- und Möhnemarken. Die Freienohler Mark gehörte zu der Ruhrmark.
Freienohl wird namentlich zum ersten Male in einer Urkunde des Grafen Gottfried III. im Jahre 1272 erwähnt. Ein Richter de Vrygenohle wird zum ersten Male im Jahre 1279 erwähnt. Dies bedeutet, dass Freienohl einen eigenen Gerichtsbezirk bildete und dass man spätestens ab diesem Zeitpunkt von der Existenz einer Freiheit sprechen kann.
Zur gleichen Zeit, dürfte auch die Kirche St. Nikolaus gegründet worden sein. Eine Urkunde aus dem Jahre 1289 benennt einen "Godefrieus pastor ecclesie in Vrigenole".
Südlich der Kirche soll nach örtlicher Überlieferung in den Jahren im 15. und 16. Jahrhundert auf dem heutigem Grundstück der Fam. Julius Pöttgen (Stiftsweg) eine Gemeinschaft von Beginen bestanden haben (siehe Skizze).
Im Jahre 1652 waren von den bei der Gründung ursprünglich vorgesehene 60 Hausplätzen nur 38 mit Häusern besetzt. Auf 22 Plätzen war kein Haus mehr vorhanden. Ein Verzeichnis aus dem Jahre 1664 führt 53 Namen von Inhabern mit Feuerstätten auf, davon 37 Altinhaber von Hausplätzen, die sogenannten Hufenberechtigten, und die 15 Neusiedler (Kötter), Die Kötter erhielten bei der Aufteilung der Gemeindewaldes vor 1779 keinen Anteil an der Hufeberechtigung.
Im 17./18. Jahrhundert veränderten sich die Verkehrsverhältnisse. Zu der damaligen Nord-Süd Hauptverbindung bildete sich im Ruhrtal eine Ost-West-Verbindung, wobei Arnsberg als Hauptstadt als Anziehungspunkt wirkte. 1812 bis 1815 erfolgte der Bau der Arnsberg-Beverunger Straße (ehemalige B7). Damit wurde die frühere Nord-Süd-Achse Freienohls von einer Ost-West Ausrichtung abgelöst. Mit der neuen Verkehsverbindung und der Fertigstellung der Eisenbahn durch das Ruhrtal im Jahre 1871 (eigene Haltestelle 1893), vollzog sich in Freienohl ein stetiges Bevölkerungswachstum.
Literaturnachweis: Westfälischer Städteatlas Freienohl, Lieferung V, Nr. 3, 1997, Bearbeiter: Manfred Wolf