Freienohler Urbanus- / Fronleichnamsprozession seit dem 25. Mai 1537

Welcher Urban ist gemeint?

Vor 470 Jahren, am 25. Mai 1537, feierten unsere Vorfahren die wohl erste Urbanus-Prozession. Welcher Urban ist gemeint? Denn es gibt mehrere Hochangesehene dieses Namens. Unter ihnen zwei Heilige - und für so eine traditionsreiche Prozession dürfte ein anerkannter Heiliger schon der rechte Patron sein.


Feierlich beginnt die Prozession mit dem Auszug aus der St. Nikolaus Pfarrkirche.
Erzbischof Lorenz Jäger (1941 Bischofsweihe, 1965 Kardinal, 1973 Amtsverzicht,
1975 gestorben) verlässt segnend hinter Pfarrer Theodor Dolle die Pfarrkirche.
Vorne links der Himmelträger Karl Kordel.

Der erste Hl. Urban war Bischof von Langres in Frankreich, gestorben 576. Sein ihm schon mal zugeschriebenes Patronat für gutes Wetter und eine gute Weinernte wurde schon im 11. Jahrhundert ziemlich eindeutig bestritten. Und sein Gedenktag ist der 2. April.

Der zweite Hl. Urban ist unser Patron, Papst Urban I., sein Pontifikat war von 222 – 230. Vor allem: sein Fest ist am 25. Mai. War sein Festtag an einem Werktag, dann hielt man verabredungsgemäß seine Prozession am Dreifaltigkeitsfest, am Sonntag nach Pfingsten. Dieser Papst Urban I. ist nun wirklich der Patron der Winzer. Er wird abgebildet mit Traube oder Weinstock. An  seinem Festtag endet auch die Weingartenbestellung. Des Weiteren gilt er auch als der Beschützer vor Unwetter.

Seit 1848 zieht die Urbanusprozession über die Bergmecke und Urbanusstraße. Und seit 1960 hat unsere Gemeinde die Urbanusprozession mit der Fronleichnamsprozession zusammengelegt, da die Termine oft dicht beieinander liegen.

Noch ein Urban kann etwas mit unserer Gemeinde zu tun haben: 1537 hatten fromme Leute aus Freienohl dem Pastor die wohl erste Monstranz geschenkt; das war noch zur Zeit unserer ganz alten Kirche. Dieses Geschenk kann in Verbindung stehen mit Papst Urban IV. (Pontifikat 1261 – 1264). Papst Urban IV hatte noch zwei Monate vor seinem Tod das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche eingeführt. Seit 1277 gibt es im kurfürstlichen Erzbistum Köln, wozu Freienohl damals gehörte, die Prozession zum Fronleichnamsfest. Und mit der neuen Monstranz waren die Urbanusprozession und die Fronleichnamsprozession sicher auch eine ehrlich stolze Feier – wie auch heute noch, wenn es die Urbanusstraße hinuntergeht zur Station "Pöttgen" und die Fahnen unseres Kirchturms Singen und Beten verstärken.

Früher wurde der Prozessionsweg festlich mit Blumenblüten geschmückt.
Hier geht die Prozession "Hinter den Höfen" zum Stückelhahn hinauf

Und es könnte noch einen vierten Urban geben: Papst Urban II. (Pontifikat 1088 – 1099). Er hatte 1087 - kein Jubeljahr, aber immerhin vor 910 Jahren - für den 9. Mai, also in der Nähe zum 25. Mai,  das Fest „Translatio Sti. Nicolai“ eingeführt: die Übertragung der Gebeine des Hl. Nikolaus. Dies war ein kirchengeschichtlich und liturgisch wichtiges Ereignis: der Metropolit Ephraim von Russland befand sich da noch in der Gemeinschaft mit der Römischen Kirche und hatte diesen Gedenktag sogar zu einem öffentlichen Feiertag für die gesamten russische Kirche eingeführt. In diesem Jahr 2007 ist zwar der 8. Mai schon vorbei, aber er könnte etwas Ökumenisches werden, gemeinsam mit den Russlanddeutschen bei uns in Freienohl.

Text: Heinrich Pasternak, Dipl. Theol., Dipl. Psychol., Mai 2007
Fotos: Die Fotos befinden sich in der Sammlung von Karl-Heinz Kordel

Anmerkung:
Die Urbanusprozession führte früher von der Bergstraße aus durch die Felder durch "Schlade" und "Kump". Seit 1848 führt die Prozession durch die Bergmecke. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch das Kreuz von der Familie Siepe, auch "Neckers-Kreuz" genannt, von der Mittelstraße (jetzt. St. Nikolaus-Straße), wo es ebenfalls als Stationskreuz bei der St. Urbanusprozession diente, in die Bergmecke verlegt.
Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde die Prozession immer mehr eingeschränkt. Im Jahre 1934 wurde sie ganz verboten. Nach dem zweiten Weltkrieg konnte die Prozession nach alter Tradition wieder frei ausziehen. Nach all den Jahren der Unterdrückung kam  die Freude der Bevölkerung, durch überwältigendes Schmücken der Straßen und Häuser, besonders zum Ausdruck.