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Ein alter Grenzstein von 1778 an der Gemeindegrenze Oeventrop - Freienohl erzählt Geschichte
Seit 225 Jahren steht er auf der heutigen Stadtgrenze Arnsberg - Meschede, vielmehr lag er dort, fast ganz vom Fichtenwaldboden bedeckt, irgendwann mal auf den Boden gedrückt, von Moos überwachsen. Bis zu dem Zeitpunkt, da ihn Peter Sukkau, vormals Kreisvermessungsamtsrat beim Kataster- und Vermessungsamt des HSK, näher in Augenschein nahm.
Den Stein habe sie noch nie bemerkt, erklärte eine Dame mit Hund, obwohl sie fast täglich hier vorbeikäme. Und so ist es wohl fast allen Spaziergängern gegangen, wenn sie am Nordhang von Berens Köppken die Grenzschneise emporsteigen und nur etwa 100 m weiter auf den mittlerweile berühmt-berüchtigten rutschenden Bergeinschnitt der A-46-Trasse stoßen.
Peter Sukkau ist auch im Ruhestand an alten Wege- und Grenzverläufen brennend interessiert. So rückte er unter Mithilfe eines Oeventropers dem Stein fachmännisch zu Leibe mit Bürste, Schaber und Ritzdreieck. Auf der nach oben liegenden Seite kamen nach Entfernung der Moos- und Erdschicht ein in den Stein gemeißeltes "F" und die Jahreszahl "1778" zum Vorschein.
Irgendjemand hatte diese Inschrift irgendwann aber schon einmal mit einer äußerst haltbaren silbrigen Farbe nachgezogen. Die Rückseite zeigt ein "D", weiter gibt es an einer Schmalseite ein wenige Zentimeter großes Kreuzchen ("Pluszeichen"), daneben in doppelter Größe einen Pfeil mit Dreieckspitze.
Von 368 m Höhe auf Berens Köppken verläuft die heutige Stadtgrenze, auf der der alte Stein steht, schnurgerade steil bergab an der dicken Eiche vorbei in nördlicher Richtung über die B 7 zum ev. Friedhof bis an die West-Einfahrt zum Glösinger Tunnel, um sich dann nach Osten zu wenden. Bis zur kommunalen Neugliederung 1975 war das ein Teil der Gemeindegrenze Oeventrop - Freienohl.
Die Jahreszahl 1778 - elf Jahre vor der Französischen Revolution mit ihren weitreichenden Folgen - führt jedoch zurück in die Zeit der Markgenossenschaften, von denen es zwischen Körbecke und Schüren, Bachum und Hirschberg damals 23 gab. Die Markgenossenschaft war die unterste Stufe kommunaler Selbstverwaltung. Zu ihr gehörten meist mehrere Höfe. Die Mark war Gemeineigentum, die Mitglieder der Genossenschaft hatten Nutzungsrecht (Wald, Weide, Hude).
Die Ansiedlungen Dinschede, Glösingen und Oeventrop mit ihren Höfen bildeten vor 200 und mehr Jahren die "Dinscheder Mark". Sie reichte aus der Mitte des Arnsberger Waldes nach Süden über die Ruhr bis in den Bereich der Strummecke.
Damit ist auch das "D" auf dem Grenzstein als Zeichen für "Dinscheder Mark" erklärlich, das "F" aber steht für "Mark der Freiheit Freienohl". Weshalb der Stein die Jahreszahl 1778 trägt, konnte bisher nicht geklärt werden, auch nicht, weshalb er mit Beschriftung an einer eigentlich wenig exponierten Stelle steht.
1821 erließ die preußische Regierung ein Gesetz über die Aufteilung der Marken. Auch die Dinscheder Mark mit 7 413 Morgen fiel darunter (1835/1852). Territorial gesehen war die politische Gemeinde Dinschede (ab 1904 Oeventrop) Nachfolgerin der Markgenossenschaft. Stummer Zeuge der damaligen Markengrenze und noch heute gleich laufenden Stadtgrenze aber ist dieser 225 Jahre alte Stein an Berens Köppken.
Literaturnachweis:
Westfalenpost, Arnsberger Ausgabe, 16.08.2003, www.westfalenpost.de