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Von den Wolfsjagden im Sauerland vor 400 Jahren
„In heutiger Zeit begegnen wir dem Wolf nur noch im Kindermärchen vom Rotkäppchen und dem Wolf. Der Wolf ist in Deutschland heute ausgerottet. Anders war es in früheren Zeiten. Da trieb „Isegrimm" auch sein Unwesen in unserer Heimat. Da war er sogar im Sauerlande heimisch und riss Wild und Haustiere.
Der Landesherr vom kurkölnischen Sauerland erließ an seine Jägerei Befehl, diese Landplage mit allen nur möglichen Mitteln auszurotten. Man ging den Wölfen mit Wolfsgarn, mit der Schusswaffe und durch Fangen in Wolfsgruben zu Leibe. Alte Stadtrechnungen von Arnsberg nach dem Jahre 1600 (die früheren sind durch den großen Stadtbrand von 1600 vernichtet) geben Aufschluss darüber, dass die Umgebung von Arnsberg (und Freienohl) durch Wölfe unsicher gemacht wurde, und dass die kurfürstlichen Jäger ihnen eifrig nachstellten. Der Rat der Stadt Arnsberg setzte Prämien für Fang und Erlegung von Wölfen aus. In den alten Rechnungen heißt es: Anno 1607 denen churfürstliche Jägern, so einen Wolf umgangen, 3 Gulden und 4 Schilling; 1608: als die Jäger einen Wolf gefangen, 2 Gulden 4 Schilling; 1609 und 1610: den Jägern, so einen Wolf gefangen, 1 Gulden 9 Schilling; 1611: den churfürstliche Jägern wegen gefangenen Wolfes 3 Gulden 4 Schilling.
Auch in Feaux „Geschichte der hohen Jagd im Sauerlande" wird uns sehr viel erzählt von dem Unwesen, dass die Wölfe in unserer engeren Heimat früher trieben, und wie man ihnen mit Erfolg zu Leibe ging. Das war am besten möglich, wenn Neuschnee gefallen war, der die Spuren der Räuber erkennen ließ. Dann brachen die Spürer und die kurfürstlichen Jäger, unter denen uns als erfolgreiche Wolfsjäger verschiedentlich Angehörige der alten kurkölnischen Jägerfamilie Holzapfel begegnen, auf mit Garn, Schusswaffen und Hunden zur Wolfsjagd.
Die Einwohner der Dörfer wurden zu diesen Wolfsjagden ebenfalls als Treiber aufgeboten. Sie mussten sich mit Spießen, Äxten und Trommeln zu diesen Polizeijagden einfinden. Wer nicht erschien, wurde unnachsichtlich bestraft. Es waren gewissermaßen Jagdfrondienste, denen sich niemand entziehen konnte, die Leute mussten im höheren Auftrage auf diese Verpflichtung sogar von den Kanzeln aufmerksam gemacht werden.
In den alten Aufzeichnungen ist zu lesen, dass von der kurfürstlichen Garnison Arnsberg einmal 12 Soldaten und von der Besatzung des Schlosses Hirschberg 10 Soldaten zur Beteiligung an den Wolfsjagden angefordert wurden.
Dass die Arnsberger Jäger fleißig dem Wolfe nachstellten, ergibt sich auch aus der Stadtrechnung von 1629. Dort ist vermerkt, dass die Stadt Arnsberg den Jägern, die einen Wolf gefangen hatten, ein Geldgeschenk von 4 Gulden und 8 Schillingen machte, welches auf Ostermontag „vertrunken" werden sollte. Es ist nicht daran zu zweifeln, dass dieser für damalige Zeiten erhebliche Betrag auch bestimmungsgemäß verwendet worden ist.
1641 befahl der Kurfürst dem Ober Jägermeister, fleißig auf' den Wolf zu jagen und dazu die Soldaten heranzuziehen.
Im Jahre 1642 war ein fröhliches Gelage beim Oberjägermeister in Arnsberg aus Anlass einer erfolgreichen Wolfsjagd. Man bezog dafür aus dem städtischen Weinkeller für 3 Taler und 48 Schilling Wein. Die Jäger leisteten also nicht nur bei den Wolfsjagden, sondern auch beim Becher erhebliches. Am 26. Januar 1643 gewährte die Stadt wiederum einem kurfürstlichen Jäger für einen gefangenen Wolf einen Taler.
In diesem Jahre hatten auch die städtischen Förster fleißig und erfolgreich dem Wolfe nachgestellt. Die Stadtrechnung meldet darüber: „Den städtischen Holzknechten (Förstern) wegen Fleißes auf der Wolfsjagd 2 Taler". Im Jahre 1644 erhielten drei Arnsberger Forstbeamte wegen abgehaltener Wolfsjagden eine Prämie von 3'/2 Taler.
Die Wölfe trieben in den dichten Wäldern ihr Unwesen trotz aller Nachstellungen weiter. Im Jahre 1662 rissen sie starke Hirsche in der Wanne bei Arnsberg, zu Breitenbruch, Hirschberg und in der Giesmecke. Im Jahre 1669 richteten sie sogar großen Schaden unter den Pferden des Gestüts Obereimer bei Arnsberg an. Dem Verwalter in Obereimer wurden deswegen zwei starke Wolfshunde geliefert. Auch in den Wäldern bei Hellefeld traten die Wölfe stark auf. 1677 wurden in den Hellefelder Markenwaldungen mehrere Wölfe erlegt und Prämien dafür gezahlt. In diesem Jahre zerriss ein Wolf in der Nähe von Wenholthausen ein 15jähriges Kind.
Mit der Vervollkommnung der Feuerwaffen und der zunehmenden Besiedlung des Landes trat allmählich auch eine starke Abnahme der Wolfsplage ein. Im Jahre 1790 wurde der letzte Wolf im Arnsberger Wald, 1811 noch ein Wolf bei Oberfleckenberg erlegt, in den Jahren 1836 und 1839 in den Berleburger Forsten noch je ein Wolf gestreckt.“
Literaturnachweis:
De Suerlänner 1952; Heimatkalender für das kurkölnische Sauerland