Die Glashüttensiedlung im Giesmecketal 1824 - 1860

Die Kunst, aus Quarzsand, Pottasche und Kalk, bis zur Weißglut erhitzt, Glas herzustellen, ist seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. im vorderen Orient bekannt. In Westfalen lässt sich die Schmelze erst im 14. Jahrhundert für Lippe nachweisen. Für Freienohl ab dem Jahre 1820.

Der Forstinspektor Grashoff aus Meschede bemüht sich um 1820, die Buchenwälder des Arnsberger Waldes teurer zu vermarkten und plant den Bau einer Glashütte im Gismecketal in Freienohl. Da die Glasherstellung im kurkölnischen Sauerland kaum bekannt war, schloss er einen Kontrakt mit einem Glasfabrikanten aus dem Paderborner Raum


Die Karte zeigt die Glahüttenansiedlungen in der Giesmecke in Freienohl in den Jahren 1824 - 1860



Dieses Vorhaben löst heftige Gegenreaktionen bei den traditionellen Holznutzern, den Köhlern im Verbund mit den Eisengewerken und den Bürgern von Freienohl aus, die sich um ihr Leseholz für den Winter sorgen. Immerhin wird der Buchenholzbedarf auf etwa 20 Hektar im Jahr eingeschätzt. Einige wenige Freienohler konnten vielleicht hoffen, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Der Gemeindevorstand befürchtete dagegen, dass die Giesmecke in Hege gelegt und dadurch der Hude entzogen würde.

Der Faktor Linhoff richtete namens des Grafen von Halberg an den Landrat zu Arnsberg ein Schreiben. Darin stellte er vor, welche Konsequenzen ein Mangel an Holzkohlen oder auch nur deren Verteuerung für die Eisenhütten und Hämmer bei Warstein haben werden.


Das Giesmecketal auf einer alten Ansichtskarte

Trotz aller Proteste produziert die Hütte bis 1860, die zur Ausbildung einer kleinen Glashüttensiedlung im Giesmecketal beiträgt (siehe Abbildung). Im Jahr 1826 richtete der Glasfabrikant Bäcker ein Gesuch an die Forstbehörden um Überlassung von 200 Klaftern Buchenholz aus der Dinscheder Mark, da er die Glasfabrik stärker betreiben wolle. Kurze Hölzer könne er nicht gebrauchen. Das Holz sollte auf Kosten der Fabrik gefällt werden und über den Plackweg abgefahren werden. Die Glasfabrik in der Giesmecke führte abseits von freienohl ein ziemliches Eigenleben.
Im Jahre 1839 kaufte der Glasfaktor Hirschberger das Haus des früheren Freienohler Schultheißen Feldmann und erwarb dadurch das Recht, eine Gastwirtschaft zu betreiben.
Auf Initiative von Franz Spielmann wird die Glashütte 1874 nach Oeventrop verlegt und produziert bis 1931 dort Flaschen, Trinkgläser und Lampenzylinder. Baurechnungen über Fensterglas unserer 1749-1753 erbauten Pfarrkirche St. Nikolaus beweisen, dass das Flachglas aus einer Glashütte aus dem Wald des Klosters Rumbeck kam.

Literaturnachweis:
Höllenglut im Teufelssiepen, von Reinhard Köhne, Sauerland Nr. 2/2003
Freiheit Freienohl 1272 -1975, Dr. Manfred Wolf, 1985

Bildnachweis:
Karte: Höllenglut im Teufelssiepen, von Reinhard Köhne, Sauerland Nr. 2/2003
Foto: Aus der Sammlung von Karl-Heinz Kordel, Freienohl