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Kirchturmuhr in der St.-Nikolaus-Kirche Freienohl
Hermann Storm ist der Experte für die Uhr im Turm der St.-Nikolaus-Kirche.
Die Winterzeit steht vor der Tür. Bei vielen Uhren erfolgt die Umstellung von der Sommerzeit auf die Winterzeit automatisch. Nicht so bei der Freienohler Kirchturmuhr. Hier ist die Zeitumstellung mit etwas mehr Arbeit verbunden -allein schon durch das große Format der 112 Jahre (1892) alten Uhr. Eine Aufgabe für Hermann Storm.
Der Freienohler Kirchturm muss dabei zweimal erklommen werden. Zuerst wird das Pendel angehalten. Alle Zahnräder, die zum Teil größer als ein Teller sind, stehen dann still. Nach exakt einer Stunde wird das Pendel wieder in Bewegung gesetzt und die Uhr tickt weiter. Hierfür ist Hermann Storm seit 1969 verantwortlich, als er das Amt von Uhrmachermeister Johannes Feldmann übernahm. "Er hat mir alles gezeigt, und so bin ich dann daran hängen geblieben", erklärt der jetzt 78-Jährige stolz.
Bis heute macht ihm das "kirchliche" Ehrenamt sehr viel Spaß. Mehrmals am Tag vergleicht er den Glockenschlag mit seiner Funkarmbanduhr. "Das hat man einfach so im Blut", erklärt Storm.
Hermann Storm und die Kirchenuhr aus dem Jahr 1892
Das Uhrwerk aus dem Jahr 1992 muss bei ihm immer so genau wie möglich gehen. Wird die Abweichung zu groß, wird nachgeregelt. Das kommt bedingt durch die Witterung und die damit verbundenen Temperaturschwankungen öfter vor.
So muss er mindestens viermal im Monat auf den Turm. Jedes Vierteljahr ist dann eine "größere Inspektion" fällig. Dabei werden alle wichtigen Stellen geölt, damit die Zahnräder reibungslos ineinander greifen können.
Einmal ist es ihm bisher passiert, dass die Uhr stehen geblieben ist. Das war auch bei einer Umstellung auf die Winterzeit. Während einer Geburtstagsfeier ist Hermann Storm "mal eben" auf den Turm gestiegen und hat die Uhr angehalten. Im Geburtstagstrubel hat er dann aber vergessen, das Pendel wieder in Gang zu setzen. Das Missgeschick hat er aber am nächsten Morgen selbst entdeckt und direkt behoben. (WR, 29.10.2004)
Stichwort: Turmuhr Freienohl
In der Chronik der Pfarrkirche St. Nikolaus Freienohl steht über die Geschichte der Turmuhr geschrieben: „Am 19. Februar 1892 macht die Turmuhren-Fabrik J.F. Weule in Bockenem (Provinz Hannover) einen Kostenanschlag über eine neue Turmuhr: Sie soll 1250 Mark kosten. Als weitere Informationen sind angegeben: Aufzug nach 30 Stunden, schlägt vier Viertel und volle Stunde, 20 Jahre Garantie. In der Karwoche des gleichen Jahres wurde die Uhr angeschafft. Die Gelder sind durch milde Beiträge zusammengebracht worden.
So spendete der Freienohler Amtmann dem Pfarrer Falter "als einmalige Beihilfe' 150 Mark zu den Anschaffungskosten. Die Wartung übernahm der Uhrmacher Veische. Er erhielt für das Aufziehen, Einölen und Regulieren der Turmuhr jährlich 45 Mark. 1965 erhielt die Turmuhr einen Elektromotor, der sie alle 12 Stunden auf zieht. Bis dahin wurde sie auf Kosten der politischen Gemeinde mit einer Handkurbel aufgezogen."
Bildnachweis: Stefan Pieper, Freienohl, 2004