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Gaststätten damals und heute
Die Gaststätte "Zur Alm" wurde am 31.01.2005 geschlossen
In den alten Zeiten wurde so manches spätere "Döneken" erst in den Kneipen "verhackstückt" und dann in die Tat umgesetzt. Viele Gaststätten führten einen inoffiziellen Zusatznamen im Volksmund. Noch leben diese im Volksmund geführten Begriffe in Zusätzen zu den Personennamen heute weiter: Höllen Erwin (Geissler), Frohnen (Feldmanns), Neckers, Tötte, Öls, Kuchen (Peter Bracht vom Cafe Bracht).
Im Laufe der Jahrzehnte verschwanden netto immerhin 24 gastronomische Betriebe. 1962 zählte Freienohl ca. 4000 Einwohner und gleichzeitig über 30 gastronomische Betriebe. So versuchte jeder Wirt mit statistisch 130 Gästen, Kinder und ältere Leute einbezogen, über die Runden zu kommen. Aber Sommergäste (Luftkurort Freienohl) und damals fast gänzlich fehlende Getränkehandlungen oder andere Versorgungsmöglichkeiten müssen doch für den Umsatz gesorgt haben, so dass Wirt sein einigermaßen einträglich war.
Lange Zeit befand sich im Haus Humpert die einzige Kegelbahn im Ort (manuell betrieben, mit Kegeljungen). Die Inbetriebnahmen der automatischen Kegelbahnen in den Häusern Köster (2), Hellmann (1), Bracht (2) und Luckai (2) sorgten für eine neue Freizeitbeschäftigung. Freie Termine auf den Kegelbahnen waren lange Jahre "Fehlanzeige". Manch traditionsreicher Kegelclub besteht noch heute und feiert seine Jubiläen und Jubilare.
Die Anzahl der Gastronomiebetriebe blieb damals den Brauereien nicht verborgen. So befanden sich für die Einheimischen und für die Gäste von außerhalb allerhand Biersorten (häufig Export-Biere, weniger Pils) im Angebot: VELTINS wurde traditionell schon immer vielfach angeboten, aber auch UNION, KRONEN, ISERLOHNER, WICKÜLER, STERN, WARSTEINER und andere Gerstensäfte erfreuten viele Bierfreunde. Und nicht zu vergessen sind die OEVENTROPER BIERE aus der Brauerei Berens. Allerdings sagten viele Freienohler den Oeventroper Bieren nach, die Ursache für Unwohlsein, und einen schweren Kopf nach ein paar Bierchen zu sein. Die Oeventroper Brauerei gibt es nicht mehr, aber manch Menschenkind (nicht nur Freienohler) kann auch heute noch nach Alkoholgenuss von derartigen Unpässlichkeiten berichten.
Viele Gaststätten pflegten ihrer Besonderheiten. In der einen konnte man ab einer gewissen Abendstunde nur Zutritt durch ein bestimmtes - den Stammgästen bekanntes - Klopfzeichen bekommen. Auf'm Hahn gab es zu bestimmten Tageszeiten nur "Pötte" (Steinkrüge, 1/2 Liter) zu trinken. Dort war der Wirt "Klauken Ernst" oft "außer Rand und Band". Zahlreiche fabulöse Geschichten ranken sich um dieses Lokal und um dieses Original. Doch davon wird demnächst auf dieser Seite wohl noch berichtet werden.
Anfang der 60er Jahre brachten 2 Junglehrerinnen (Brandt / Brandt) die Nachricht nach Freienohl, dass ihr neuer Arbeitsort statistisch in Deutschland auf Platz 2 in der Gastronomiedichte pro Einwohner liegt (vor Hamburg und nach Frankfurt). Damit soll natürlich nicht gesagt sein, dass die heutige Anzahl der Lokale auf die Anklagestatistik der vorgenannten Pädagoginnen zurückzuführen ist.
Vielmehr forderten wohl im Laufe der Jahre das quantitativ steigende Programmangebot im Fernsehen, der Start des Farbfernsehens, Getränkehandlungen für den privaten Bedarf, das verbesserte Warenangebot in Supermärkten und Tankstellen und auch die größere Mobilität der Bevölkerung und ein breiteres Freizeitangebot ihren Tribut. Letztendlich bewirkte in jüngster Zeit die hohe Preisdifferenz zwischen Kasten- und Fassbierpreis eine Beeinflussung der Besuchsfrequenzen in der örtlichen Gastronomie.
Dennoch, vereinzelt sind einigen Gaststätten im Laufe der Jahre die Gäste treu geblieben. Die aus Jugoslawien stammenden Branko Djurovic und Ehefrau Paula übernahmen das Kur-Cafe und führten es unter dem Name "BALKAN-GRILL" weiter. Junge Gäste aus Freienohl probierten die jugoslawische Küche und funktionierten nach und nach das Lokal in eine Bierlokal um. Dieses Startkapital wurde 1988 von Wolfgang Voigt ("dem Krummen") genutzt und weiterentwickelt, er gestaltete den alten "Balkan Grill" um und schuf den "i-punkt", ein Lokal, das vorwiegend die Jugend ansprach und junge Gäste aus der gesamten Region anspricht.
Gaststätten damals | Anschrift | Gaststätten heute oder was daraus geworden ist |
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1 | Gasthof "Zum Scharfen Eck" | Bahnhofstr. 74 | Geschäftshaus, Bes. Pfitzner | |
2 | Gasthof Köster am Bahnhof | Bahnhofstr. 72 | Gasthof Köster, Bes. Bruno Köster | |
3 | Gasthof Kutscherstuben (Tötte) | Bahnhofstr. 41 | Wohnhaus (neben Möbel-Schröer) | |
4 | Bahnhofsgaststätte | Bahnhofstr. 58 | Schnellimbiss "Treffpunkt" | |
5 | Ausflugslokal Peters (Zum schmutzigen Löffel) |
In Verlängerung der Kapellenstr. | nicht mehr bebautes Grundstück | |
6 | Haus Rietbüsche | Rietbüsche (zu Olpe) | Wohnhaus, öffentliche Hand | |
7 | Gasthof Wicküler Eck | Bahnhofstr.15 / Ecke Bettenhelle | Fahrschule | |
8 | Figgen Büdchen | Bahnhofstr. / Ecke Berliner Str. | nicht mehr bebautes Grundstück | |
9 | Eierbar | Berliner Str. 6 | Wohnhaus | |
10 | Haus Berggnom | Oberer Küppelweg | Wohnhaus, Bes. Harenberg | |
11 | Gasthof Siepe (Necker) | Bahnhofstr. 1 | "Der Lampenfritze", z. Zt. leer stehend | |
12 | Gasthof Ruhrgarten (Öls) | Ruhrufer 1 | Wohnhaus Rocholl | |
13 | Gasthof Hellmann | Breiter Weg 5 | Zum Dorfkrug, derz. leerstehend | |
14 | Hotel Bracht | Hauptstr. 4 | Bistro am Markt - Bes. G. Capalbo | |
15 | Jägerkeller (später Küppelklause) im Hotel Bracht | Hauptstr. 4 | Bowlero Bowlingbahn | |
16 | Hotel Hötte | Hauptstr. 11 | Hirsch-Apotheke | |
17 | Gasthof Lindenhof | Hauptstr. 12 / Ecke Twiete | Geschäftshaus Reznizak | |
18 | Cafe Korte (später Bracht) | Hauptstr. 14 / Ecke Twiete | Humpert Moden | |
19 | Gasthof Humpert später mit Diskothek Orion | Hauptstr. / Ecke Am Hügel | Wohn- und Geschäftshaus, Bes. Schmidt | |
20 | Kur-Cafe / Balkan-Grill / i-punkt | Hauptstr. 27 / Ecke Brunnenstr. | Ipunkt | |
21 | Schreibwaren- und Fotogeschäft Becker | Hauptstr. 26 | Eis-Cafe Venezia | |
22 | Cafe Hohmann | Hauptstr. 28 | Wohnhaus Hohmann | |
23 | Gasthof Hömberg | Hauptstr. 31 / Ecke Brunnenstr. | Wohnhaus Hömberg / Anwaltskanzlei | |
24 | Gasthof "Zur Post" (Hölle) | Hauptstr. 43 (gegenüber Amthaus) | Wohnhaus | |
25 | Gasthof Domschänke | St.-Nikolaus-Str. 1 | danach Pizzeria "Calabria" - z. Zt. leer stehend | |
26 | Haus Vierjahreszeiten | St.-Nikolaus-Str. 11 | Wohn- und Geschäftshaus Reznizak | |
27 | Gasthof "Zur Alm" | Bergstr. 31 | Wohnhaus der Fam. Schirp | |
28 | Gasthof Hänsel + Gretel | Bergmecke 26 | Wohnhaus Wendt | |
29 | Gasthof Feldmann (Frohne - Milchbar) | Am Hügel 11 | Wohnhaus Feldmann | |
30 | Hotel garni "Teehaus" | Auf'm Hahn 2 | Wohnhaus | |
31 | Gasthof "Auf'm Hahn" (Klauken Ernst) | Auf'm Hahn 1 | Wohnhaus Klauke | |
32 | BWC Blackwood Cottage (Jugendheim) | Katersiepen | Antiquitäten Lohmann | |
33 | Gaststätte Rümmecker Eck | Talweg 2 / Ecke Hauptstr. | Wohnhaus | |
34 | Diskothek "Lady's Inn" | Hauptstr. 112 | Geschäftshaus, Bes. Klute | |
35 | Gaststätte "Muttis gute Stuben" | Christine-Koch-Str. 11 | Hotel Luckai, Bes. Meinolf Luckai | |
36 | Pension Mildner (Otto) | Rümmecketal 17 | Wohnhaus | |
37 | Werkskantine Wildshausen [*] (Frau Heckmann) | Wildshausener Str. (zu Oeventrop) | nicht mehr existent, Gewerbegeb |
kursiv: = Volksmund
[*] Nothaltestelle der Rümmecker
nicht gelistet: Schnellimbissbetriebe (historische = Kaulmann's Vuiilken, Frau Berkenkopf)
Literaturnachweis: Vorstehende Auflistung wurde von Bernhard Kerstholt, Freienohl übersandt.
Bildnachweis: Die Ansichtskarte befindet sich in der Sammlung von Karl-Heinz Kordel, Freienohl