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Neckers Kreuz in der Bergmecke und die Urkunde aus dem Jahre 1931
Bei der Verfolgung der Franzosen, die 1813 nach der Völkerschlacht bei Leipzig dem Rhein zustrebten, zog eine lange Russenkolonne durch unser Ruhrtal. Nicht nur als Befreier schienen diese Soldaten aufgetreten zu sein. In Freienohl jedenfalls drang ein Soldat gewaltsam in das Haus der Familie Siepe (Necker) - damals Mittelstraße (heute St. Nikolaus-Straße), der Kerstholtgasse gegenüber - ein und bedrohte die Frau des Hauses. Nur ein zu Hilfe herbeigerufener russischer Offizier konnte den Eindringling vertreiben. Eine abgebrochene Degenspitze im oberen Türbalken blieb als Erinnerung an dieses schreckliche Ereignis.
Zum Dank für die Rettung aus dieser Gefahr stiftete Herr Georg Siepe ein Wegekreuz, das dem jetzigen Hause Kampmann gegenüber aufgestellt wurde. Es diente als Stationskreuz bei der Urbanus - Prozession und wurde all die Jahre von der Familie Siepe betreut. 1848 versetzte man es in die Bergmecke. Neben dem Kreuz befand sich später auch eine eiserne Kanzel, von der aus während der Prozession gepredigt wurde.
Diese "Waldkanzel" existiert schon einige Jahre nicht mehr. Sie wurde im Arbeitseinsatz und von Spenden der Straßengemeinschaft "Bergmecke - Tannenweg - obere Urbanusstraße" durch einen schweren Grauwackenblock aus einem Hellefelder Steinbruch ersetzt. Er ruht als Altarstein auf einem fachmännisch aus Kopfsteinen gepflasterten Plateau.
Das Holzkreuz mit dem Korpus, wurde in den Jahren 1931 und 1976 erneuert bzw. kunstgerecht aufgearbeitet und restauriert.
Bei den Restaurationsarbeiten 1976 fanden Gemeindearbeiter, unter ihnen Helmut Geißler von der St. Nikolaus Straße in dem Sockel nachfolgende Urkunde aus dem Jahre 1931.
Diese Urkunde hatte Wilhelm Siepe, Enkelkind von Georg Siepe 1931 zum Gedenken dem Grundstein beigelegt. Nach den Restaurationsarbeiten wurde die Urkunde wieder in dem Sockel eingemauert.
Nachfolgend ein Bildausschnitt von der Urkunde sowie die Abschrift:
Abschrift der Urkunde
Urkunde
"Im Jahre 1813 hat mein Grossvater Georg Siepe, genannt Necker, nach der Befreiung der Russenherrschaft als Gelöbnis ein Kreuz am Stückelhahn gesetzt.
Nach dem Kulturkampf 1848 wurde dasselbe Kreuz von meinem Grossvater und Vater, damals 10 Jahre alt, nach der Bergmecke versetzt.
Im Jahre des Heils 1931 (Eintausendneunhunderteinunddreissig) als der ehem. Generalfeldmarschall von Hindenburg Präsident der Republik war, habe ich das bereits verfallene Kreuz durch dieses ersetzt.
Uns allen ist der grosse Weltkrieg 1914 – 1918, die Revolution und Inflation (noch demselben) noch in grauenvoller Erinnerung. Aus unserer Gemeinde, welche ca. 2.500 Seelen zählte, haben 65 Väter und Söhne ihr Leben fürs Vaterland hingegeben. Die Inflation endete im Herbst 1923 als der Wert einer Goldmark bis zu einer Billion Papiermark, welche von jeder Gemeinde ausgegeben wurde, gestiegen war. Dieses Papiergeld hatte einen Wert von kurzer Dauer, in den letzten Monaten nur noch einen täglichen sogar stündlichen Wert. Als endlich im Herbst 1923 das Geld als Rentenmark auf Goldbasis stabilisiert wurde, erhoffte man ein Wiederbeleben unserer so schwer geschädigten Wirtschaftslage. Arbeitslosigkeit und Geldknappheit. Wir zählen in Deutschland 5.000.000 (fünfmillionen) Arbeitslose. Unsere Gemeinde zählt 2.500 Seelen wovon 350 Arbeitslos sind.
Zur Zeit der diesjährigen Mission vom 10. Mai bis zum 24. desselben Monats habe ich dieses Kreuz neu errichtet. Dasselbe ist von unserem Hochwürdigsten Herrn Pfarrer Ferdinand Gerwin bei der schon seit 1848 bestehenden Urbanusprozession am Pfingstmontag dieses Jahres eingeweiht.
Zum steten Angedenken lege ich diese Urkunde bei und Wünsche dass meine Nachkommen dieses von meinem Grossvater gemachte Gelöbnis aufrecht erhalten.
Freienohl den 12. Mai 1931
Wilhelm Siepe gen. Necker
geboren 19. Dezember 1880
Ehefrau Maria Siepe geb. Höhmann
Geboren 16. Oktober 1880
sowie Kinder, Enkelkind
Angefertigt von Johann Köster, Stellmacher Freienohl am 14. Mai 1931
Maurer Theodor Kordel"
Literatur: Haus und Wegekreuze aus alter und neuer Zeit in der St. Nikolaus-Gemeinde zu Freienohl und Olpe, 1991
Kopie der Urkunde: Markus Geißler
Bildnachweis: Karl-Heinz Kordel, 200