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Die Freienohler Schulen von 1716 bis 1966
Die neue, die alte, die ganz alte und die ganz, ganz alte Schule
von Heinrich Pasternak
Vorbemerkungen:
n den Gesprächen über die Schulzeit früher, wird oft über die alte Schule, die ganz alte Schule oder aber auch die neue Schule gesprochen. Welche Schule ist gemeint? In welche Schule gingen unsere Freienohler Schulkinder? In welche Schule gingen Sie zuerst, so ab Jahrgang 1949, 1950?
Sie gingen tatsächlich! Sie wurden nicht mit dem Auto oder mit dem Schulbus hingefahren, wie oft in der Jetztzeit. Eine Ausnahme war das Mädchen aus dem Försterhaus in der Giesmecke auf ihrem Esel.
Hier geht es nur um einen Überblick mit einem Einblick in die Freienohler Schulen. Und weil ja nicht alle Freienohler Schulkinder in die KAS gehen, sei die Konrad-Adenauer-Schule hier ausgelassen.
Aus der Fülle des Aktenmaterials wurde eine hoffentlich abwechslungsreiche Auswahl getroffen. Im Großkapitel „Netzwerk Schule“ (Archivarische Zusammenstellung von Heinrich Pasternak) sind auch die Akten-Nummern aus dem Archiv-Freienohl der Stadt Meschede im Freienohler Amtshaus angegeben.
Die St. Nikolaus-Schule, die Freienohler Grundschule
Die St. Nikolaus-Schule, die Freienohler Grundschule ist die erste Neue Schule. Die anderen Schulen, - immer der Reihe nach -, sind die jeweils Alte Schule. Und weil die Freiheit Freienohl sich von Anfang an dem Hl. Nikolaus anvertraut hat, war der Schulpatron selbstverständlich.
Am 1. September 1945 wurde, nach den verlängerten Zwangsferien, der Schulbetrieb nach dem 2. Weltkrieg in Freienohl wieder aufgenommen. Die Zahl der Schulkinder war im Jahre 1948 auf 508 gestiegen, für die in 6 Klassenräumen nur 330 Sitzplätze vorhanden waren. In der alten Schule herrschte eine große Raumnot. In dem Schuljahr 1952/53 konnte ein wenig abgeholfen werden, indem die in der Schule eingerichteten Lehrerdienstwohnungen zu Klassenzimmern umgewandelt wurden.
Erst nach der Umsiedlung des Bauernhofes Flinkerbusch konnte das seit Jahren geplante Schulbauprojekt verwirklicht werden. Am 26. Mai 1955 wurde für den 1. Bauabschnitt (4 Klassenzimmer mit Nebenräumen und Hausmeisterwohnung) der neuen "Nicolaischule" auf dem Grundstück zwischen dem "alten" Friedhof und der "neuen" Schützenhalle an der Pestalozzistraße der Grundstein gelegt. Am 24. September war das Richtfest und am 20. Oktober 1956 konnten die vier großen und modern eingerichteten Klassenzimmer eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben werden.
Die Räume in der alten Schule an der Kirche, waren mit der Fertigstellung des 1. Bauabschnitts entbehrlich geworden. Über 100 Jahre, vom 01. Mai 1853 bis Ende Oktober 1956, hatten sie als Klassenzimmer gedient.
Zu Beginn des Jahres 1958 erfolgte der 2. Bauabschnitt (6 weitere Klassenzimmer, 1 Lichtspielraum, ein Duschraum und eine zweite Pausenhalle). Am 09.04.1959, nach den Osterferien, wurden die neuen Räume kirchlich eingeweiht. Sämtliche 10 Klassen der Volksschule mit 443 Schulkindern wurden nun in der neuen Nicolaischule unterrichtet.
Nach Fertigstellung des 2. Bauabschnitts erübrigten sich auch die Räume der früheren sog. "Neuen Schule" zwischen Hauptstraße und Alter Weg (Jetzige Feuerwehrgerätehaus).
Im September 1966 - elf Jahre nach dem Beginn des 1. Bauabschnittes, wurde für die nun vorhandenen 511 Schülerinnen und Schülern der 3. und letzte Bauabschnitt fertig gestellt.
Die St. Nikolaus-Grundschule heute
Das Alte Feuerwehrhaus
Einerseits die Alte Schule, andererseits die Neue Schule. Offiziell war ein erster Name das „Schulgebäude an der Oeventroper Straße“. Die Planung begann 1890. Die Fertigstellung war 1892, die erste, denn bald folgten Anbauten, Umbauten.
Nach der Fertigstellung der St. Nikolaus-Schule im Jahre 1959 erübrigten sich die Schulräume; sie wurden an ein Industrieunternehmen vermietet. Zum Feuerwehr-Gerätehaus wurden die Räume erst 1967.
Gewiss leben noch Freienohler, die in diesem Alten Feuerwehrhaus zur Schule gegangen sind.
Schulgebäude von 1892 bis 1959
Aber hieran wird sich keiner mehr erinnern:
Im Jahr 1903 informiert Lehrer Eickelmann den Amtmann Göpfert: „Der Wasserkran im Flur der Mittelklasse ist seit längerer Zeit schon defekt. Auch der Absperrkran ist lädiert und funktioniert nicht. Schleunige Hilfe tut Not. Auch fehlt ein Trinkbecher, obgleich derselbe schon lange bestellt ist. Für vier Klassen ist auch ein Kran mit nur einem Trinkbecher zu wenig. Ich bitte daher, in Erwägung zu ziehen, ob es nicht rätlich (ratsam) wäre, im Flur der beiden Unterklassen noch einen Wasserkran anzubringen. Notwendig ist er dringend. Als Trinkbecher bitte ich emailliertes Geschirr des Rostes wegen anzuschaffen, sowie ein Brettchen neben dem Kran oder über die Kräne anbringen zu lassen, worauf die Becher gestellt werden können. Unstatthaft und ungesund ist es sicher, wenn die Kinder nacheinander am Messingkran hängen.“
Ein sehr menschlicher Schulbetrieb mit einiger Attraktivität: Fräulein Lehrerin und Braut.
Wichtig ist diese Information: Bis zum Beginn der Weimarer Republik – 1919 – musste eine Lehrerin unverheiratet sein.
Maria Breer, geb. am 7. Dezember 1882 in Hamm, ist seit dem 1. April 1902 Lehrerin in Freienohl.
Am 1. Februar 1904 schreibt der Freienohler Amtmann Göpfert dem Kreis-Schulrat Hüser in Arnsberg:
„In der vergangenen Nacht gegen ½ 12 bis 12 Uhr hat der Techniker Emil Schwefer (Sohn des Freienohler Holzhändlers Johannes Schwefer) wieder die Lehrerin Frl. Maria Breer in ihrer Wohnung besucht. Bei seinem Eintritt in das Haus ist ihm der Lehrer Eickelmann entgegengetreten, aber von dem Schwefer zu Boden geschlagen worden. (Oder nur zur Seite gestoßen worden?)
Schwefer hat dann bis halb zwei Uhr bei der Breer verweilt. Die Sache war heute morgen um 8 Uhr bereits in ganz Freienohl bekannt. Es ist auch bekannt, dass Schwefer der Breer häufig derartige Besuche abstattet, sowie dass die Breer mehrfach des Nachts nicht in ihrer Wohnung war. Das durch das Concubinat schon früher gegebene Ärgernis ist jetzt so arg geworden, dass ohne jede Zeitversäumnis alles zur Beseitigung desselben erforderliche getan werden muss. Man sagt schon, wenn bei geringeren Leuten derartiges vorkomme, dann würden die Behörden schon eingeschritten sein, aber eine Lehrerin dürfe sich das erlauben. Deshalb habe ich den Schwefer bei Strafe aufgefordert, die Breer nicht mehr zu besuchen und die Wohnung nicht mehr zu betreten. Jedoch weiß ich, dass Schwefer trotzdem seine Besuche fortsetzen und dann das Ärgernis noch größer sein wird. Deshalb bitte ich Sie, doch alles, was in Ihren Kräften steht, zur Beseitigung des skandalösen Zustandes anzuwenden.“
gez. Göpfert
Am 5. Februar 1904 schreibt die Königlichen Regierung, Abt. für Kirchen- und Schulwesen in Arnsberg an die Lehrerin Frl. Maria Breer zu Freienohl:
„Nachdem wir von der protokollarischen Erklärung, welche Sie zum 4. d.M. vor dem Herrn Kreis-Schulinspektor (Hüser) dort abgegeben haben, Kenntnis genommen, entlassen wir Sie wegen Ihrer höchst anstößigen Führung sofort aus unserem Schuldienst.“ - Auf der Rückseite steht noch, „dass sie sofort die Dienstwohnung zu verlassen habe. Und der Rendant Bracht wird angewiesen, sofort die Gehaltszahlung einzustellen“.
Am 25. Februar 1904 informiert den Freienohler Schulvorstand der Techniker Emil Schwefer aus Essen, Mechtildisstr. 16; er wohnt z. Zt. in Freienohl und er arbeitet beim Unternehmer Kehsler: „Die Lehrerin Frl. Breer ist meine Braut!“ - Am 5. April 1906 schreibt Rendant Bracht an die Lehrerin a.D. jetzt verehelicht mit Architekt Emil Schwefer zu Gelsenkirchen, Essenerstr. 6: „Sie hatten 60 Mark zurück erhalten, die wieder erstattet.“
Das Amtshaus war einmal eine alte Schule
Schulgebäude von 1878 bis 1892
Das Amtshaus war einmal eine alte Schule und zunächst nur als Schule geplant: Am 6. Juli 1875. Erst am 24. Januar 1878 gibt der Zimmerer-Meister Franz Korte dem Freienohler Amtmann von Keiser bekannt, dass das neue Schulgebäude „fertig ist zur Abnahme“.
Da war es mit seinen 2 Stockwerken schon so gebaut: unten: Ein Klassenzimmer und das Amtsbüro; oben: ein weiteres Klassenzimmer und die Wohnung für die Lehrerin: Küche, Küchenkammer, Stube, Schlafzimmer, Keller; die Aborte für die Lehrerin und die Amtspersonen lagen übereinander.
Zwölf Jahre weiter: 1890 war auch diese alte Schule für die stetig wachsende Schüler-Zahl zu klein.
In dieser neuen Schule lernten zwei Mädchenklassen. Die waren gewiss artiger (so sagte man damals) als die zwei Jungenklassen, die in der alten Schule blieben. -
Für die sogenannte Alte Schule diese Freienohler Zahlen: 1875: Einwohner: 1154, Hausväter: 233, Schulkinder: 238, Häuser: 190.
Für die Alte Schule und dazu die neue Schule (also das spätere Amtshaus): 1893: Einwohner: 1415, Hausväter: 255, Schulkinder: 314, Häuser: 201.
Auszüge aus dem schulischen Leben von der Arnsberger Regierung am 4. Februar 1890:
„Der Unterricht in den Handarbeiten für Mädchen hat die Bestimmung, das Auge und die Hand der Kinder zu üben, ihren Ordnungssinn zu stärken und sie zur Freude an einer sauber, genau und sorgfältig ausgeführten Arbeit zu führen... Außerdem soll er die Mädchen befähigen, zunächst im elterlichen, später im eigenen Haus die ihnen zufallenden Aufgaben zu erfüllen. … Dabei ist es gestattet, dass für die Mädchen der Oberstufe der Unterricht in der Raumlehre fortfällt und durch solchen in Handarbeiten ersetzt werde. …
Aus dem Lehrplan:
1. Das dritte Schuljahr: Die ersten Übungen im Stricken werden an einem Musterlappen oder an einem Strickbeutel vorgenommen. Die rechte Masche, die linke Masche und die Verbindung beider werden erlernt. Ein paar Kinderstrümpfe wird angefangen. -
2. Das vierte Schuljahr: Die Kinderstrümpfe werden vollendet. Das selbstständige Stricken wird an Frauenstrümpfen und an Socken geübt. Die Einteilung und die Berechnung der einzelnen Teile des Strumpfes wird gelehrt und an verschiedenen Maschen-Zahlen geübt. -
3. Das fünfte Schuljahr: Das Stricken wird weiter geübt, besonders auch das Anstricken der Strümpfe. Das Zeichnen der Wäsche wird an einem kleinen Zeichentuch (Stramin oder Nessel) erlernt. -
4. Das sechste Schuljahr: Das Nähen aller Nähte wird an einem Probetuch von mittelstarker Leinwand erlernt. Alle Nähte und die verschiedenen Arten der Säume werden geübt, ebenso das Annähen von Knöpfen, Haken, Ösen und Bändern, sowie das Schürzen der Knopflöcher. Die Strick-Übungen werden wiederholt. Jacken werden eingestrickt. -
5. Das siebte und achte Schuljahr: Das Nähen wird fortgesetzt. Ein Frauenhemd und ein Manns-Hemd werden angefertigt. Das Flicken und das Stopfen wird an einem Flicktuch erlernt, danach an Strümpfen und anderen Kleidungsstücken geübt. - Anmerkung: Luxus-Arbeiten sind ausgeschlossen. Nur einige Wochen vor Weihnachten dürfen fleißige Kinder unbeschadet der Klassenarbeit unter Aufsicht und Anleitung der Lehrerin Weihnachts-Arbeiten machen.“
Die Alte Schule
Schulgebäude von ? bis 1956
Der Freienohler Chronist und Lehrer Franz
Kroh spricht von der "hundertjährigen Schule"
Einige jetzt lebende Freienohler etwa bis zu den Jahrgängen 1948, 1949 könnten noch in der Alten Schule zur Schule gegangen sein. „Die hundertjährige Schule“ nennt sie der hoch-, ja höchst-verdiente Heimatforscher und Freienohler Chronist Lehrer Franz Kroh. Der letzte Schulunterricht in ihr endete mit dem Beginn der St. Nikolaus-Schule 1956.
Natürlich haben die langen Dienstjahre der Alten Schule nichts mit ihrer langen Entwicklungszeit zu tun: vom Januar 1841 bis zum 1. Mai 1853. Beim Lesen der Akten könnte man an eine spannungsreiche Pubertät denken. Die aber wird hier ausgespart, Doch nicht der dazu passende Anfang noch vor der amtlichen Einweihung.
Lehrerin Antonette Bause, seit knapp 20 Jahren in Freienohl die Lehrerin der Mädchenklasse, schreibt am 20. Januar 1853 an den Schul- und an den Gemeinde-Vorstand diesen Brief:
„Bei dem hiesigen so schönen Schulgebäude ist leider ein Übelstand übersehen worden, der mir und den mir anvertrauten Kindern viel Ungemach veranlasst. Es ist nämlich nur ein Eingang für die Knaben zur unten befindlichen Knabenschule (im ersten Stock) und für die Mädchen zur oberen Schule (im zweiten Stock). (Der Eingang war an der Hauptstraße!)
Der Raum ist eng dadurch, dass die Knaben und Mädchen gleichzeitig ein- und ausgehen; die Mädchen leiden stets durch die Ungezogenheit der Knaben, wie ich mich auch schon früher darüber beschwert habe, dass sie von den Knaben beim Ein- und Ausgang malträtiert werden, indem sie die Mädchen auf alle Weise belästigen, sodass beinahe kein Tag vorbei geht, dass diese nicht ohne Tränen auf meine Schule kommen (in mein Klassenzimmer)... Diesem Übelstand kann abgeholfen werden dadurch, dass den Knaben ein eigener Eingang von der Ostseite der Schule gemacht wird. Die Kosten können, wie mir der Herr Maurermeister Göckeler versichert, für die Gemeinde Freienohl nur unbedeutend sein. Sollte jedoch Euer Wohllöblicher Schul- und Gemeinde-Vorstand (eine Zeit übliche Anrede) der Kosten wegen etwas dagegen zu erinnern (einzuwenden) habe , so muss ich bemerken, dass ich alsdann bereit bin, sämtliche Kosten zu tragen und sollte ich auch mehrere Jahre dafür darben müssen...
Hochachtungsvoll und ergebenst. A. Bause, Lehrerin“
Der Wunsch wird erfüllt; bekannt ist der Eingang in das Geschäft von Frau Friseur-Meisterin Brigitte Bornemann (2011).
Noch vieles gibt es aus dieser unserer Alten Schule zu berichten. Ausgewählt sei Folgendes.
Die auf dem Das Kriegerdenkmal genannten 5 Freienohler Gefallenen, rechts neben dem Amtshaus, sind gewiss gemeinsam zur Schule gegangen in unserer Alten Schule. Auch aufgrund dieses Zusammenlebens sei ihrer hier gedacht.
Die Daten sind entnommen der Einwohnerliste vom 3. Dezember 1849 mit dem Lebensalter von 1849.
Ausgespart wird hier Josef Rosenthal mit seiner Familie (siehe „Geschichtliches rund um unsere alte Schule von 1878“; Ergänzung: Josef Rosenthal war geboren am 17.2.1846, schon mit 20 Jahren ist er als Soldat, als Musketier aktenkundig, gefallen mit 24 Jahren.).
Joseph Pöttgen, Infanterieregiment Nr. 87, gefallen am 6.8.1870 bei Wörth, Sohn von Franz Georg Pöttgen gnt. Riedesel, Ackersmann, Alte Haus-Nr. 19a, Parzelle 909 (Bergstraße); LA 1849 = 3 Jahre. - Möglich ist auch: Sohn von Franz Pöttgen, Holzhauer, Alte Haus-Nr. 16b, Parzelle 877 (Stiftsweg) oder 690 (Bergstraße); LA 1849 = 2 Jahre. Aus dem Sterbe-Register: am 1.11.1918 stirbt ein Joseph Pöttgen, Landwirt, ohne weitere Angaben. Im Trauungs-Register steht kein möglicher Befund.
Fritz Schirp, Infanterieregiment Nr. 82, gefallen am 6.8.1870 bei Wörth (gemeinsam mit Josef Rosenthal), Sohn von Heinrich Schirp, Holzhauer, Alte Haus-Nr. 104b, noch nicht im Einwohnerverzeichnis von 1846, LA 1849 = 2 ½ Jahre.
Heinrich Funke, Infanterieregiment Nr. 16, gefallen am 16.8.1870 bei Mars la Tour, Sohn von Ferdinand Funke, Holzhauer, Alte Haus-Nr. 121 (1849), LA 1849 = 3 Jahre. - .
Nicht gemeint ist der Sohn von Johann Funke gnt. Schilling, Ackersmann, Holzhauer-Meister, Alte Haus-Nr. 2, Parzelle 723 (Hauptstraße gegenüber Hirsch-Apotheke und Hotel Bracht), denn am 29.11.1879 heiraten Heinrich Funke gnt. Schilling (ausdrücklich!) und Maria Elisabeth Kückenhof, Trauzeugen sind Ludwig Bracht und Dorothea Trumpetter; dieser Heinrich Funke LA 1849 = 10 Jahre
Adam Lenze, Infanterieregiment Nr. 82, gefallen am 1.9.1870 bei Sedan, ältester Sohn von Johannes Lenze, Ackersmann, Heirat am 24.9.1846 mit Elisabeth Heckmann; noch 1 Tochter Elsabeth : LA 1849 = 1 Jahr; Alte Haus-Nr. 27, Parzelle 894 (St. Nikolaus Straße), Adam Lenze LA 1849 = 3 Jahre.
Das alte Rathaus und die "ganz alte Schule"
Diese ganz alte Schule stand bis zu ihrem Abriss 1852 als zweistöckiges Rathaus auf der St. Nikolaus-Straße zwischen der Volksbank und der Alten Schule mit einem „Fuhrweg links und rechts“, befahrbar mit einer „Karre“ oder mit einem „Wagen“, vorgespannt mit Pferd oder Pferden oder Ochsen. Klar, diese beiden genannten Gebäude gab es damals noch nicht. Für heutzutage kann dies bemerkenswert sein:
Am 10. Oktober 1827 wurde hier für Freienohl die erste Mädchenschule gegründet, „im unteren Raum“. Und mit ihr kam die erste Lehrerin nach Freienohl: Clara Brüggemenn aus Calle.
Warum es noch keine Mädchenschule gab? Aus einem Visitationsbericht von 1799: Freienohl hat kein Geld, um eine Lehrerin, auch nicht eine Hilfslehrerin zu bezahlen.
Clara Brüggemann heiratete nach 10 Jahren Schuldienst – 1838 – den Lehrer der Knabenschule (in der „Küsterei“): Friedrich Leismann. Die nächste Lehrerin kam auch aus Calle: Fräulein Antonette Bause.
Bald waren im Rathaus unten die Jungen mit Lehrer Leismann und oben die Mädchen mit Fräulein Bause und das Amtszimmer, wo der Amtmann und der Schultheiß und die Beigeordneten über das Zusammenleben berieten und beschlossen und eines Tages, Ende der Vierziger Jahre (1840...) sehr unruhig wurden:
Von unten drang keine Musik durch, sondern die „demokratischen Lieder“. Eines – schon über 60 Jahre alt - sei zitiert:
„Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten...“ Politische Neuaufbrüche in deutschen Landen brachten wohl einige Verwirrung in die Freiheit Freienohl. 1855 hatte sich die Königliche Regierung in Arnsberg Abteilung Kirchen- und Schulwesen über den Freienohler Amtmann „Liederhefte“ der Knabenschule zuschicken lassen. Dabei ging es bestimmt nicht um „Gänsekiele gegen Stahlfedern“ wegen ihres Erlasses von 1853: „Es ist mehrfach bemerkt worden, dass schöne Handschriften der Schüler mit der allgemeinen Benutzung der Stahlfedern seltener werden. Da sich die Handschriften der Kinder beim Gebrauch der Stahlfedern und besonders der gewöhnlich in den Händen der Schüler befindlichen schlechteren Sorten nicht so gut ausbilden können als bei dem Gebrauch der mit größerer Leichtigkeit und Freiheit (ein Wort gleich einer optischen Täuschung) zu führenden Gänsekiele, so empfehlen wir hierdurch für die sämtlichen unter unserer Aufsicht stehenden Schul-Anstalten unseres Verwaltungsbezirks die Benutzung der Gänsekiele beim Unterricht im Schreiben.“ - Wer wohl noch mit Stahlfedern schreiben kann? Es gibt doch keine Tinte mehr!
Die Küsterei und die "ganz, ganz alte Schule"
Zum Wohnhaus des Lehrers, Küsters und Organisten in einer Person, mit Scheune und Schweinestall, gehörte die ganz, ganz alte Schule, die Küsterei.
Da wo sich heutzutage (2011) der untere Teil des Hauses von „Gardinen-Schwefer“ befindet, der Schaufenster-Raum mit dem Blick zur Hauptstraße, damals zum Rathaus, da befand sich die Knabenschule. Um 1800 war sie schon „im Betrieb“.
Da wo sich heutzutage (2011) der untere Teil des Hauses von
„Gardinen-Schwefer“ befindet, war die damalige Küsterei
Gedenken an diese ersten Lehrer, Lehrer-Familien in Freienohl
Mehr wünschenswerte Familien-Daten wurden im Trauungsregister und Sterberegister und Einträge in den Einwohnerlisten von 1846 und 1849 nicht gefunden.
Im Jahr 1716 wird Lehrer und Küster J. Georgius Göckeler erwähnt. Aus dem Freienohler Trauungsregister kann wohl am 28.4.1711 Catharina Michels seine Ehefrau sein (auch wenn da Joes Göckel steht und nicht Göckeler).
Nach ihm kam Jobst Eggert, der starb 1759; weiter nichts Aktenkundiges.
Im Jahr 1790 wird Heinrich Ahsmann als Lehrer und Küster gewählt. Ein Johann Heinrich Ahsmann heiratet am19.1.1772 Elisabeth Cossmann aus Hundem. Der Lehrer stirbt 1806. (AA 1361) Im Freienohler Sterberegister ist sein Tod nicht vermerkt.
Im Jahr 1806 wird der Küster und Lehrer Friedrich Hahse aus Marsberg gewählt von den Hufeberechtigten Bürgern.
Aus dem Freienohler Trauungsregister: seine Heirat am 18.8. 1807 mit Anna Margaretha Wrede. - Im Trauungsregister ist Friedrich Hahse 15 mal Trauzeuge vom 11.1.1825 bis 9.4.1826; dann wieder am 2.9.1834, vielleicht bei der Hochzeit seiner Tochter Maria Anna Hahse mit dem Witwer Ferdinand Feldmann und am 20.11.1834 bei der Hochzeit seiner Tochter Maria Elisabeth Hahse mit Ludwig Feldmann; am 20.9.1835 ist Witwe Hahse (ohne Vorname) Trauzeugin bei der Hochzeit von Georg Siepe gnt. Necker mit Elisabeth Lenze, zweiter Trauzeuge ist Bernhard Heckmann, Beigeordneter im Gemeinderat. - Da war Friedrich Hahse schon gestorben: am 6. April 1835 (Sterberegister). - Aus dem Sterberegister: am 15.2.1840 stirbt Margaretha Hahse geb. Wrede, 60 Jahre, Witwe, sie hinterlässt 3 große und 2 minderjährige Kinder. - Ein Sohn von Friedrich Hahse kann sein: Franz Wilhelm Hahse, bei dessen Heirat am 17.2.1846 mit Elisabeth Vormweg aus Westenfeld, Trauzeuge ist der nächste Lehrer + Küster: Friedrich Leismann. Aus der Einwohnerliste vom 3.12.1849: Franz Wilhelm Hahse, Schuster, Musikus, Fuhrmann, 34 J., Ehefrau Elisabeth Vormweg, 33 J., Tochter Lonni 3 J., Tochter Jutta 1 Jahr, Alte Haus-Nr. 152; ohne die Kinder auch die Liste vom 4.12.1846.
Der sehr clevere Gelehrte und Politiker Seneca (er starb 65 n. Chr.) schrieb einmal an seinen Freund Lucilius: „Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir!“ - Unbekannt ist, wer wann aus dieser Weisheit diese Besserwisserei gemacht hat: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“.
Heinrich Pasternak, Oktober 2011